Full text: Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht

— 311 — 
Erleichterung des Verkehrs die Torsteuer aufgehoben und statt 
derselben in größeren Städten die Mahl- und Schlachtsteuer einge¬ 
führt, während die kleineren Städte und das platte Land die 
Klassensteuer zu zahlen hatten. 
Volksbildung. — Ein besonderes Ministerium, „das Ministe¬ 
rium der geistlichen, Unterrichte und Medizinalangelegenheiten", 
wurde eingesetzt (1817), um die geistige Bildung in Preußen zu 
leiten. Die Universitäten Halle und Wittenberg wurden vereinigt, 
und es wurde eine Hochschule zu Bouu neu gegründet. Ferner 
entstanden viele Gymnasien und Realschulen. Vor allen Dingen 
suchte der König auch das Dolksschnlwesen zu heben, indem er auf 
strengere Durchführung der allgemeinen Schulpflicht hielt und viele 
Schullehrer-Seminarien errichten ließ. 
Union. — Friedrich Wilhelm m. war ein sehr frommer Fürst. 
„Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott", war 
fein Wahlspruch. Da ihm der Zwiespalt zwischen den beiden 
evangelischen Konfessionen, den Reformierten und Lutherischen, zu¬ 
wider war, strebte er eine Vereinigung („Union") derselben an, 
was ihm 1817, am dreihundertjährigen Jubelfeste der Reformation, 
auch gelang. Er ließ für die neu geeinigte evangelische Landes¬ 
kirche auch eine neue gemeinsame Gottesdienstordnung (Agende) 
ausstellen. 
Kunst. — Unter Friedrich Wilhelm wurde Berlin vielfach ver¬ 
schönert und erweitert. Es entstanden unter der Leitung des be¬ 
rühmten Baumeisters Schinkel viele schöne Gebäude, z. B. das 
Schauspielhaus, das Museum, die neue Wache und die Domkirche. 
Ferner wurde die Stadt geschmückt durch die Standbilder des 
Fürsten Leopold von Dessau (von Schadow), Blüchers, Scharn¬ 
horsts und Bülows (von Rauch), und auf dem Kreuzberge ließ 
der König zum Andenken an die Befreiungskriege ein Denkmal 
errichten. 
Wesen und Ende. — Friedrich Wilhelm HI. war ein statt¬ 
licher, großer Mann; sein edles Antlitz trug den Ausdruck des 
Ernstes und der Milde. In seiner Kleidung wie in seinem 
Wesen liebte er die Einfachheit, aber immer sah man in ihm den 
König. „Seine prunklose Lebensweise, sein glückliches Familien¬ 
leben, seine Menschenfreundlichkeit, Gerechtigkeit und Milde, seine 
Ausdauer und Selbstverleugnung, seine selbst in den schwersten 
Leiden und härtesten Prüfungen sich immer gleich groß zeigende 
Seele machen ihn rum Vorbild dem Bürger wie dem Fürsten." 
Nach dem Tooe seiner teuren, heißgeliebten Gemahlin Luise 
und nach der Vermählung seiner Tochter fühlte sich der König sehr
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.