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unter den europäischen Mächten. Erst durch die deutschen Waffen¬
taten in den Türkenkriegen unter dem Großen Kurfürsten, im
SpanischenErbfolgekriege und vor allem unter Friedrich dem Großen
kam der deutsche Name wieder zu Ehren. Wenn auch französische
Sprache, Sitte und Luxus fast ganz Europa beherrschten, so gehörte
doch auch bald wieder Deutschland neben Frankreich und England
|u den vornehmsten Schauplätzen der geistigen Entwicklung der
Als wichtige Erfindungen in diesem Zeitabschnitt sind zu
nennen: Die Erfindung der Luftpumpe (1650 von Otto von
Guerike, Bürgermeister zu Magdeburg), des Brennglases, des Sprach,
rohres, des Porzellans (1702 von Böttcher in Meißen), der Pendel¬
uhren (in Holland), des Pianosortes (1717 von Schröder in
Hohenstein in Sachsen), des Blitzableiters (1760 von Franklin)^
ber Dampfmaschine (1769 von dem Engländer James Watt), des
Luftballons (1782 von dem Franzosen Montgolfier). Der Arzt
Dr. Jenner entdeckte die Schutzblattern. James Cook durchforschte
das 1770 entdeckte Australien. Die durch den Vesuv verschütteten
Städte Herculanum unb Pompeji würben toteber aufgesunbeu (1737).
Als hervorragende Vertreter ber Wissenschaften in biesem
Zeitraum sinb zu erwähnen: ber beutsche Philosoph und Mathematiker
Leibniz (-J-1716), der englische Naturforscher und Astronom
Newton (1-1727),der schwedische Naturforscher und Botaniker Linnä
zu Upsala (t 1778), der berühmte Astronom Herschel, der große
Königsberger Philosoph Kant u. a.
llnter den Künsten blühten in dieser Periode namentlich die
Dichtkunst, die Malerei und Bildhauerei und die Musik. In
Frankreich war die Zeit Ludwigs XIV. in dieser Beziehung das
„Goldene Zeitalter." In England leuchtete vor allen Dingen der
berühmte Dichter Milten (t 1674; „das verlorene Paradies")
hervor. In Deutschland begann um die nämliche Zeit, als Friedrichs
bes Großen Waffentaten ganz Europa mit Bewunderung erfüllten,
ein großartiger Aufschwung geistigen Lebens und vor allen Dingen
die Blütezeit der neuen deutschen Literatur. Nach der Dor-
bereitungszeit, welcher die Dichter Haller, Hagedorn, Gellert und
Gleim angehören, folgte die klassische Periode unserer neueren
Literatur; deren Hauptvertreter waren: Klopstock (1724—1803),
Lessing (1729—1781), Wieland (1733—1813) und Herder (1744 bis
1803), sowie auch die Dichter des Göttinger Hainbundes (Bürger,
Doß, Hölty). Ihre höchste Blüte erreichte die deutsche Literatur
in den beiden Dichterfürsten Goethe (1749—1832) unb Schiller
(1759—1805). Die Malerei begann nach tiefem Verfall sich