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mals gelang es der spanischen Regierung, die Aufstände zu dämpfen,
aber die gedrückte Insel wollte nicht zur Ruhe kommen, obwohl
im Jahre 1881 die spanische Verfassung dort eingeführt und 1886
das Patronatssystem, der letzte Rest der Sklaverei, abgeschafft
wurde. Die finanzielle Bedrängnis sowie die Mißwirtschaft der
spanischen Beamten riefen im Januar 1895 wieder einen Aufstand
hervor, der, von Nordamerika unterstützt, sich bald weit ausbreitete.
Um ihn niederzuwerfen, wurde General Campos als General¬
gouverneur nach Kuba geschickt. Es gelang ihm indessen nicht,
der Bewegung der Aufständischen Herr zu werden. Auch sein
Nachfolger, General Weyler, der sofort mit äußerster Strenge
auftrat, konnte den Aufstand nicht dämpfen. Deshalb wurde auch
er abberufen und General Blanco zu seinem Nachfolger ernannt.
Gleichzeitig wurde durch ein Dekret eine neue Verfassung und ein
neues Wahlgesetz für Kuba erlassen. Aber trotz dieses großen
Entgegenkommens dauerte der Kampf fort und führte endlich zu
dem für Spanien so unglücklichen Kriege mit den Vereinigten
Staaten von Amerika. Als nämlich zu Anfang des Jahres 1898
ein vor Habana liegendes amerikanisches -Panzerschiff infolge einer
Explosion in die Luft flog, wobei 300 Mann zu Grunde gingen,
bot dies den Vereinigten Staaten willkommenen Anlaß zum Ein¬
schreiten. Nach längeren fruchtlosen Verhandlungen richteten die
Vereinigten Staaten ein Ultimatum an Spanien, es sollte die
Verwaltung von Kuba aufgeben und seine Streitkräfte zurück¬
ziehen. Da Spanien die Beantwortung einer derartigen Forderung
ablehnte, begannen sofort die Feindseligkeiten. Das erste größere
Gefecht wurde bei den Philippinen geliefert, wo sich die Auf¬
ständischen unter Aguiualdo wieder erhoben und den Amerikanern
angeschlossen hatten. Ein spanisches Geschwader wurde vou den
Amerikanern am Hafeneingange von Manila vernichtet. Der
andere Teil der spanischen Flotte unter Admiral Cervera wurde
von einem amerikanischen Geschwader in dem Hafen von
Santiago eingeschlossen; gleichzeitig landeten die Amerikaner
große Truppenmassen im Osten der Stadt. Am 1. Juli schritten
diese zum Angriff, während die Flotte die Hafenbatterien bom¬
bardierte. Auch am folgenden Tage wurde heftig gekämpft. In
der Nacht zum 3. Juli suchte die Flotte Cerveras' aus dem Hafen
zu entkommen, teilte aber hierbei das Schicksal der Philippinen¬
flotte und wurde völlig vernichtet. Auch Santiago mußte sich nach
einigen Tagen aus Mangel an Munition und Lebensrnitteln er¬
geben. Manila kapitulierte erst nach Abschluß des Präliminar¬
friedens. Letzterem folgte, da Spanien die Nutzlosigkeit eines
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