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unserer Festungen.'* So wurde denn der Krieg rastlos fortgesetzt. Die
dritte und vierte deutsche Armee unter dem Kronprinzen von Preußen
und dem Kronprinzen von Sachsen rückten unverzüglich auf Paris
los, und bereits am 19. September war die Riesenfestung mit
chren 85 Bastionen und 16 Forts, unter denen Mont Valerien im
Westen und St. Denis im Norden wirkliche Festungen waren, von
der deutschen Belagerungsarmee in einem Umkreise von 8 Stunden
umschlossen. Im Süden standen preußische und bayrische, im Osten
wnrttembergische und sächsische und im Norden und Westen preußische
Truppen. König Wilhelm nahm sein Hauptquartier in dem Paläste
Ludwigs XIV. zu Versailles. Während dieser Zeit fiel im Norden
und Osten Frankreichs eine Festung nach der andern den Deutschen
in die Hände. Am 9. September wurde Laon und am 23. Sep¬
tember To ul genommen. Am 28. September mußte sich Straß-
burg ergeben, welches von preußischen und badischen Truppen unter
General Werder sieben Wochen lang belagert wurde. Nach neun-
wöchiger Einschließung mußte am 27. Oktober auch Metz, das
größte Bollwerk Frankreichs, durch Krankheit und Hunger gezwungen,
zu kapitulieren, wodurch die ganze Armee Bazaines, 173000 Mann
mit 3 Marschällen und 50 Generalen, sowie das ganze Kriegs¬
material in die Hände der Sieger fiel. Die bisherigen Erfolge
feierte König Wilhelm dadurch, daß er den Kronprinzen Friedrich
Wilhelm sowie den Prinzen Friedrich Karl zu Feldmarschällen
ernannte und den General Moltke in den Grafenstand erhob.
Der Volkskrieg. — Während Paris von den Deutschen ein¬
geschloffen wurde, hatte eine Abteilung der französischen Regierung
in Tours, wohin auch Gambetta mittels eines Luftballons aus
Paris entkommen war, ein allgemeines Aufgebot zur Bewaffnung
erlassen. In kurzer Zeit standen zahlreiche Heeresmassen unter den
Fahnen, aus denen zwei neue Armeen formiert wurden, die Loire¬
armee und die Nordarmee, welche die belagerte französische
Hauptstadt entsetzen sollten. Außerdem bildeten sich Freischarenbanden,
Franktireurs, welche die deutschen Truppen fortwährend beunruhigten.
Gegen die Loirearmee zog zunächst der bayrische General
von der Tann, drängte sie zurück und besetzte Orleans (11. Oktober),
mußte es aber wieder räumen und wurde im Treffen bei Coul-
miers (9. Nov.) von den Franzosen unter General Aurelles de
Paladine zum Ruckzug genötigt. Er vereinigte sich mit dem Heere
des Großherzogs Friedrich Franz von Mecklenburg, welcher den
Feind bei Dreux und Chateauneuf (17. u. 18. Nov.) zurückwarf.
Inzwischen war die bei Metz frei gewordene Armee des Prinzen