— 46 —
Vater und Bruder bereits der Grausamkeit des Königs zum Opfer
gefallen waren, nach Rom, wo er das Volk zur Rache aufforderte.
Dieses beschloß die Abschaffung der Königswürde und die Verban¬
nung der königlichen Familie. Der auf diese Kunde nach Nom
eilende Tarquinius wurde daselbst nicht eingelassen und floh nach
Etrurien, von wo ans er verschiedene vergebliche Versuche machte,
mit Hilfe anderer Völker den Thron Roms wiederzuerlangen. —
Die Berichte über diese Zeit der Königsherrschast in Rom gehöret
auch vielfach dem Bereich der Sage an. „Weder die Zahl, noch alle
von der Sage überlieferten Namen der Könige, noch die der Regierung
eines jeden zugeteilten Taten, am allerwenigsten die Chronologie ihrer
Regierungszeiten, können Anspruch darauf machen, wirklich beglaubigte
Geschichte zu sein."
IKorn als Republik (510—30 v. Kßr.).
Die Kämpfe um die Begründung des AreistaaLs.
Nachdem die Tarquinier vertrieben waren, trat an die Stelle
des gestürzten Königtums eine Republik oder ein Freistaat, an
dessen Spitze zwei Konsuln, d. i. Reichsverweser, standen. Diese
wurden aus der Mitte der Patrizier von der Volksversammlung
ans ein Jahr gewählt. Sie hatten die höchste richterliche Gewalt
und führten den Oberbefehl über das Heer. Sie beriefen und
leiteten die Volksversammlungen und den Senat, dessen Mitglieder
sie zu ernennen hatten. Der Senat, wieder auf 300 Mitglieder
gebracht, hatte das Recht, Gesetze vorzuschlagen, über Krieg und
Frieden zu beschließen. Die beiden ersten Konsuln des neuen
Freistaates waren Brutus und Collatinus.—
Krieg gegen Porsenna. — Nach mehreren vergeblichen Ver-
suchen, die Herrschaft in Rom wiederzuerlangen, reizte Tarqui-
nius den König Porsenna von Clnsium znm Kriege auf.
Dieser rückte (508 v. Chr.) direkt auf Rom los und wäre, nachdem
die Römer durch einen unglücklichen Kampf auf dem rechten Tiber¬
ufer znm Rückzug gezwungen worden waren, sicher in Rom einge¬
drungen, wenn nicht der heldenmütige Horatius Cocles die
Tiberbrücke gegen die anstürmenden Feinde so lange verteidigt hätte,
bis sie hinter ihm abgebrochen war. Er selbst rettete sich unter
einem Hagel von Pfeilen durch Schwimmen an das jenseitige
Ufer. Porsenna begann die Belagerung Roms, woselbst bald