Don den ältesten Zeiten bis zum
Zerfall des karolingischen Reiches.
Jene uralten Zeugen menschlichen Lebens in unseren Gebieten,
die auf niedersächsischem Boden so zahlreich vorkommenden, der soge¬
nannten Steinzeit ungehörigen Grabstätten, sind wahrscheinlich ans eine
altgermanische Bevölkerung zurückzuführen. Ju das helle Licht der Ge¬
schichte treten die germanischen Bewohner erst durch die römischen
Schriftsteller, die uns von den Cheruskern, Chauken, An-
grivariern, Amsivariern, Brukterern u. a. Kunde
geben. Mit den von Holstein erobernd vordringenden Sachsen (be¬
nannt nach ihrer Waffe, dem Sahs) verschmolzen sie im 2. und 3. Jahr¬
hundert zu einem Stamme, der nach den siegreichen Eroberern den
Namen erhielt. Infolge des durch Sachsen und Franken herbeigeführten
Zusammenbruchs des Reiches der Thüringer (531) dehnten sie ihre
Sitze auch über das Gebiet zwischen Ohre und Unstrut aus; mit den
Resten der dort heimischen Warnen vermischten sich die sächsischen An¬
siedler.^ Einen Markstein in der Geschichte der tapferen und zähen
Sachsen bildete ihre nach hartnäckigem Kampfe vollzogene Unter¬
werfung unter die fränkische Herrschaft. Mit ihrer
politischen Selbständigkeit mußten sie den Glauben ihrer Väter preis¬
geben. Aus demselben Boden, wo vor achthundert Jahren die Helden¬
lieder zum Preise Armins erklangen, dichtete damals (um 830)
der Sänger des Heliands. Die älteste geschichtliche Spur christ¬
licher Missionstätigkeit im östlichen Sachsen weist aus die Helmstedter
Gegend. Dort entstand wahrscheinlich schon im Anfang des 9. Jahr¬
hunderts eine kleine Missionskirche, aus der um die Mitte desselben
das Kloster St. Ludgeri2) erwuchs. An der Weser wurde unter der Re¬
gierung Ludwigs des Frommen das Kloster Corvey gegründet (822), das
zuerst auf dem Plateau des Sollings (bei dem heutigen Dorfe Neu¬
haus) angelegt war. Der Hauptteil des jetzigen braunschweigischen
Landes gehörte den Diözesen Halberstadt und Hildesheim an; deren
Scheidelinie bildete die Oker vom Harze nördlich bis zur Einmündung
der Schunter.
J) In die entvölkerten Gebiete des östlichen Sachsens drangen im 6. Jahr¬
hundert Slaven (Wenden) ein und besetzten die Altmark und den Norden
Lüneburgs. Ihre Spuren lassen sich südlich bis nach Helmstedt und Gifhorn
verfolgen.
2) Es ist benannt nach Lndgerus, dem Begründer des Benediktinerklosters
zu Werden an der Ruhr, dessen Mönche jene Missionskirche erbauten. Um
jenes Kloster entstand später die Stadt Helmstedt, über die der Abt von Werden
landesherrliche Rechte ausübte.
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