ctus einem Schreiben Bismarcks an König Ludwigii.von Bayern. 35
dingungen, welche wir etwa an Frankreich stellen möchten.
Es ist die Niederlage an sich, es ist unsere siegreiche Abwehr
ihres frevelhaften Angriffs, welche die französische Nation
uns nie verzeihen wird, wenn wir jetzt ohne alle Gebiets¬
abtretung, ohne jede Kontribution, ohne irgend welche Vor¬
teile als den Ruhm unserer Waffen aus Frankreich abzögen,
so würde doch derselbe haß, dieselbe Rachsucht wegen der ver¬
letzten Eitelkeit und Herrschsucht in der französischen Nation
zurückbleiben, und sie würde nur auf den Tag warten, wo
sie hoffen dürfte, diese Gefühle mit Erfolg zur Tat zu machen...
Eine solche Anstrengung wie die heutige darf der deutschen
Nation nicht dauernd von neuem angesonnen werden, und
wir sind daher gezwungen, materielle Bürgschaften für die
Sicherheit Deutschlands gegen Frankreichs künftige Angriffe
zu erstreben, Bürgschaften zugleich für den europäischen
Frieden, der von Deutschland eine Störung nicht zu befürchten
hat. Diese Bürgschaften haben wir nicht von einer vorüber¬
gehenden Regierung Frankreichs, sondern von der franzö¬
sischen Nation zu fordern, welche gezeigt hat, daß sie jeder
Herrschaft in den Krieg gegen uns zu folgen bereit ist . . .
wir können deshalb unsere Forderungen für den Frieden
lediglich darauf richten, für Frankreich den nächsten Angriff
auf die deutsche und namentlich die bisher schutzlose süddeutsche
Grenze dadurch zu erschweren, daß wir diese Grenze und damit
den Ausgangspunkt französischer Angriffe weiter zurücklegen
und die Festungen, mit denen Frankreich uns bedroht, als defen¬
sive Bollwerke in die Gewalt Deutschlands zu bringen suchen.
26. Hus einem Schreiben Bismarcks an König
Ludwig II. von Bayern.
(Bismarck, Gedanken und (Erinnerungen. Bd. I, 5. 382 f., Volks¬
ausgabe.)
Versailles, 27. November 1870.
... Bezüglich der deutschen Kaiserfrage ist es nach meinem
ehrfurchtsvollen Ermessen vor allem wichtig, daß deren An¬
regung von keiner anderen Seite wie von Eurer Majestät
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