I. Vor den Schlachten.
O, mein Vaterland, heiliges Heimatland,
Was du sagst, ich will es gerne tun:
Mähen will ich und nicht ruhn! —
Eh' ich nicht die letzte Garbe band
Und der Tod mich löst aus meiner Pflicht,
Bin ich mit dem letzten Hauche dein.
Deine Ernte soll geborgen sein,
Schwör ich dir vor Gottes Angesicht!
Und wie ich, dein Rind, sind sie all gesinnt,
Die dein heißgeliebter Boden grohgesäugt,
Sei gewiß, daß sie fein Wetter beugt,
Weil sie eines, deines Blutes sind.
Und dann harrt ein Tag, sonnenstark und frei,
Wo dein Himmel sich uns wieder klärt,
Deinen Söhnen neu und treu bewährt.
Komme, komme, deutscher Völkermai!
©erhärt Hauptmann.
Eine Reise in den Mobilmachungstagen.
Schon lange drohten dunkle Wolken am politischen Himmel.
Aber das beunruhigte uns wenig. Wir saßen in der herr¬
schen Schweiz in 2000 Meter Höhe und freuten uns über
unsere Weltabgeschiedenheit. Wohl brachten die Ortszeitungen
lange politische Berichte, aber keiner von uns konnte genug
Italienisch, um daraus klug zu werden. Da kam in unsere Un¬
befangenheit hinein plötzlich ein Telegramm: „Kommt nach
Hause!" Das war am Sonntagmorgen. Unsere Ruhe war da¬
hin. Das Fortkommen wurde uns sehr schwer gemacht. Alle
Pferde waren zur Mobilisierung fortgegeben, doch endlich fand
sich ein Senne, der uns mit einem Maulesel ins Poschiavotal
hinunterfuhr. Dort bekamen wir noch mittags Anschluß, und
nun gings hinein ins italienische Veltlin über die Schweizer-
grenze. Unsere Reisekarten lauteten auf diese Strecke. Todmüde
von der heißen Fahrt kamen wir abends in Colico an. Das
Schiff fuhr erst am nächsten Morgen, und so mußten wir wohl
oder übel im elenden italienischen Städtchen übernachten, denn
auch der Mailänder Erpreßzug war schon fort. Der Portier
rnn Bahnhof konnte nur gebrochen Deutsch, aber so viel ver-