Object: Lehrbuch der Geographie

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Die Geschichte der Geographie. 
Behandlung der Geographie, hauptsächlich durch griechische Ge¬ 
lehrte, unternommen (Strabo 20, Ptolemäus 150 n. CH.) 
§. 150. Alles, was das Alterthum hierin gethan hatte, 
ging im Mittel alter bei dem Umstürze des römischen Reiches 
durch die Germanen anfänglich verloren, und als sich aus den 
Verwirrungen der Völkerwanderung die Staaten und Völker des 
mittleren und südlichen Europas allmählich entwickelten, so blieb 
ihr Gesichtskreis anfangs fast nur auf die Länder beschränkt, die 
sie bewohnten. Auch die Kenntnisse, welche die Araber bei 
ihrer ausgedehnten Verbreitung über Asien und Afrika erwer¬ 
ben mußten (Abulfeda 1345), blieben, eben so wie die Ent¬ 
deckungen der Normannen in Nordamerika, für die Euro¬ 
päer damals ohne Bedeutung. Erst als endlich in den germanisch- 
europäischen Staaten die Grundlagen eines neuen Cultnrzustandes 
befestigt waren, fing der Blick der europäischen Völker an sich 
wieder auszudehnen und zwar, ähnlich wie im Alterthum, zuerst 
nach Osten durch die Kreuzzüge über W cftasien, später durch 
einzelne Kaufleute und Missionaricn, besonders von Italien aus, 
über das mittlere und östliche Asien (M. Polo 1300). 
§. 151. Aber im fünfzehnten Jahrhundert entwickelte sich, 
befördert durch das schnelle Steigen der geistigen Bildung, welches 
diese Zeit auszeichnet, ein bisher nie bemerkter Eifer, eine wahr¬ 
haft leidenschaftliche Lust an geographischen Entdeckungen, an der 
allerdings Gewinnsucht wie Bckchrungseifer auch bedeutenden 
Antheil hatten; damit traten zugleich die Seevölker des west¬ 
lichen Europas an die Stelle der Südeuropäer, und sie 
sind seitdem hauptsächlich die entdeckenden Völker geblieben. Zuerst 
waren es die Portugiesen und Spanier, welche dieser Eifer 
entzündete. Jene erforschten Afrika und Südasien (Vaseo 
de Gama 1498), diese Mittel und Südamerika und den 
atlantischen Ocean (der Genueser Chr. Columbus 1492), 
wenig später wurde der große Ocean (Fern. Magalhancs 
1519) durchschifft und damit zum ersten Male die Erde umsegelt. 
In gleicher Weise nahmen seit dem Ende des sechszehnten Jahr¬ 
hunderts die übrigen Seemächte an den Entdeckungen Theil und 
setzten das von den Spaniern und Portugiesen angefangene Werk 
eifrig fort, die Holländer besonders im asiatischen Archipel 
und in Australien, die Engländer und Franzosen in 
Nordamerika. So trat in diesem glänzendsten Zeitraume der 
Entdeckungsgeschichte die ganze Erdoberfläche unerwartet schnell 
aus dem Dunkel, das sie bis dahin verhüllte, hervor, obschon es 
allerdings fast bloß die Küstenumrisse der Länder und die Oceane 
waren, die man kennen lernte, weil die angewandten Mittel dem 
Enthusiasmus jener Zeit nicht entsprachen. 
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