Full text: Im alten Reich ([Teil 1])

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ihrem Kasten sitzen bleiben, wir gehen jetzt nach Rom." So brachen sie 
auf und zogen an dem Lager der Römer vorüber und riefen ihnen spottend 
hinaus, ob sie keine Grüße mitzugeben hätten an ihre Frauen in Rom. 
Das war den Römern doch zu schimpflich, und sie verlangten selber nach 
der Schlacht. 
Jetzt hielt Marius es für die richtige Zeit, den Kampf zu wagen. 
Als die Germanen weg waren, brach er das Lager ab und zog mit Sturmes¬ 
geschwindigkeit hinter den Teutonen her. £lnd er hat sie richtig besiegt. 
Wären die Cimbern noch bei ihnen geblieben, und wären sie nicht durch 
das ganze Volk von Weibern und Kindern und Wagen und Vieh be¬ 
hindert gewesen, so wäre es vielleicht noch gegangen. Aber so wurde fast 
der ganze Teutonenstamm vernichtet. And als die Römer diesen Sieg 
errungen hatten, fühlten sie Mut, auch gegen die Cimbern zu gehen. 
Marius ging über die Alpen und trat ihnen bei Vercellae in Oberitalien 
entgegen im Jahre 101 v. Chr. Es war eine der furchtbarsten Schlachten, 
die in jenen alten Zeiten stattgefunden haben. Die Cimbern hatten von 
dem Untergange ihrer Stammesbrüder gehört und sahen, daß es diesmal 
Ernst wurde. Sie hatten wieder ihre Wagen mit Frauen und Kindern 
nach hinten gebracht und waren davor in breiten Reihen zur Schlacht 
angetreten. Damit nicht etwa einer auf den Gedanken kommen sollte, er 
könnte fliehen, hatten sie sich in den vordersten Gliedern mit Ketten an¬ 
einandergebunden; so meinten sie wie eine Sturmwoge Heranrollen und 
alles wegreißen zu können. Aber die Ketten hinderten sie nur; die Toten 
und Verwundeten, die niederstürzten und nun mitgeschleppt werden mußten, 
zogen sie nieder. Sie konnten sich nicht ordentlich rühren, und die flinken 
Römer schlüpften um sie herum und durch sie hindurch wie die Katzen. 
Es war furchtbar, wie die ganze wilde Kraft der Germanen so unter der 
Klugheit und besseren Kunst der Römer zu Boden sank. Zuletzt kamen 
sie doch ins Wanken, und wie Lirsche vor den Lunden jagten sie vor den 
Römern zurück zu ihrer Wagenburg. Aber als die Römer dorthin nach¬ 
drangen, hatten sie einen grausigen Anblick. Die germanischen Frauen 
hatten es nie erlebt, daß ihre Männer besiegt waren. Den Schimpf der 
Flucht konnten sie nicht ansehen. 3rt die Knechtschaft der Römer wollten 
sie nicht fallen. Sie konnten auch die Männer, die einmal geflohen waren, 
nicht mehr als ihre Hausherren ehren. Da standen die riesigen Frauen 
mit der goldenen Laarmähne in schwarzen Gewändern auf den Wagen
	        
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