— 12 —
ihrem Kasten sitzen bleiben, wir gehen jetzt nach Rom." So brachen sie
auf und zogen an dem Lager der Römer vorüber und riefen ihnen spottend
hinaus, ob sie keine Grüße mitzugeben hätten an ihre Frauen in Rom.
Das war den Römern doch zu schimpflich, und sie verlangten selber nach
der Schlacht.
Jetzt hielt Marius es für die richtige Zeit, den Kampf zu wagen.
Als die Germanen weg waren, brach er das Lager ab und zog mit Sturmes¬
geschwindigkeit hinter den Teutonen her. £lnd er hat sie richtig besiegt.
Wären die Cimbern noch bei ihnen geblieben, und wären sie nicht durch
das ganze Volk von Weibern und Kindern und Wagen und Vieh be¬
hindert gewesen, so wäre es vielleicht noch gegangen. Aber so wurde fast
der ganze Teutonenstamm vernichtet. And als die Römer diesen Sieg
errungen hatten, fühlten sie Mut, auch gegen die Cimbern zu gehen.
Marius ging über die Alpen und trat ihnen bei Vercellae in Oberitalien
entgegen im Jahre 101 v. Chr. Es war eine der furchtbarsten Schlachten,
die in jenen alten Zeiten stattgefunden haben. Die Cimbern hatten von
dem Untergange ihrer Stammesbrüder gehört und sahen, daß es diesmal
Ernst wurde. Sie hatten wieder ihre Wagen mit Frauen und Kindern
nach hinten gebracht und waren davor in breiten Reihen zur Schlacht
angetreten. Damit nicht etwa einer auf den Gedanken kommen sollte, er
könnte fliehen, hatten sie sich in den vordersten Gliedern mit Ketten an¬
einandergebunden; so meinten sie wie eine Sturmwoge Heranrollen und
alles wegreißen zu können. Aber die Ketten hinderten sie nur; die Toten
und Verwundeten, die niederstürzten und nun mitgeschleppt werden mußten,
zogen sie nieder. Sie konnten sich nicht ordentlich rühren, und die flinken
Römer schlüpften um sie herum und durch sie hindurch wie die Katzen.
Es war furchtbar, wie die ganze wilde Kraft der Germanen so unter der
Klugheit und besseren Kunst der Römer zu Boden sank. Zuletzt kamen
sie doch ins Wanken, und wie Lirsche vor den Lunden jagten sie vor den
Römern zurück zu ihrer Wagenburg. Aber als die Römer dorthin nach¬
drangen, hatten sie einen grausigen Anblick. Die germanischen Frauen
hatten es nie erlebt, daß ihre Männer besiegt waren. Den Schimpf der
Flucht konnten sie nicht ansehen. 3rt die Knechtschaft der Römer wollten
sie nicht fallen. Sie konnten auch die Männer, die einmal geflohen waren,
nicht mehr als ihre Hausherren ehren. Da standen die riesigen Frauen
mit der goldenen Laarmähne in schwarzen Gewändern auf den Wagen