§. 136. Die Republik der vereinigten Niederlande. 433 
und dieser vielmehr erklärte, er wolle lieber tausendmal sterben, 
als in der Religion die geringste Änderung gestatten: so schloß der 
darüber empörte Adel durch Unterzeichnung des sog. Compro - 
misses 1566 den Bund der Gcusten (Kueux d. i. Bettler, so 
genannt von ihrem Wahlspruch: „Getreu bis zum Bettelsack!"). 
Zwar hielten sich jene vornehmsten Häupter davon ferne, aber es 
befanden sich doch ihre Verwandten dabei. Da ihre Bitte um Auf¬ 
hebung des Ketzergerichts abgewiesen wurde, so stieg die Unruhe 
im Lande auf's höchste, und eben als der König, geschreckt durch 
die Vorstellung eines Aufruhrs, sich zur begehrten Milderung ver¬ 
stand, erhob der fanatisch-erregte Pöbel in den Kirchen und Klö¬ 
stern vieler Städte einen wüthenden Bildersturm. Die meisten 
Protestanten aber mißbilligten diesen Frevel, und selbst die meisten 
Verbündeten, besonders aber Oranien, suchten demselben 
mit Ernst zu steuern. 
Nach einigem Nachgeben gegen die Protestanten verfuhr jedoch 
die Statthalterin, auf Philipp's Befehl, wieder mit vermehrter 
Strenge gegen sie, und bald gelang es ihrer Klugheit, auch eine 
Trennung unter die bedeutendsten Glieder des Geußenbundes zu 
bringen. Auf die Kunde vom Anzug eines spanischen Heeres, um 
die Ruhestörer zu strafen, verließ Wilhelm von Oranien das 
Land und eine große Menge Niederländer suchte sich durch Aus¬ 
wanderung zu retten: allein an 100,000 Kauf- und Gewerbsleute 
wandten sich mit ihrem Fleiß und Vermögen andern Ländern zu. 
Egmont, sich zu viel vertrauend, folgte Oranien's Warnungen 
nicht, und blieb. 
Da rückte 1567 der schon unter Karl V als glücklicher Feld¬ 
herr bewährte, aber wegen Stolz und Grausamkeit gefürchtete 
Herzog Alba, ungeachtet Margarethens Widerrathen, mit einem 
Heere ein, ließ Egmont und Hoorn verhaften, errichtete einen 
Untersuchungsrath (vom Volke Blutrath genannt), und verfuhr 
gegen Hohe und Niedere mit der härtesten Strenge, so daß Tau¬ 
sende auf dem Blutgerüste oder dem Scheiterhaufen starben, und 
durch Gütereinziehungen Reiche und Arme, Wittwen und Waisen 
um das Ihrige kamen. Daher wunderten wiederum Viele aus,
	        
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