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pörungen niederwarf. Noch einmal waren die Angarn in ihren wilden
Scharen ins deutsche Land eingebrochen, aber diesmal nicht in Sachsen,
sondern die Donau hinauf in Bayern. Der junge Äerzog Ludolf in seinem
Laß gegen Otto und seinen treuen Bruder Äeinrich machte es wie früher
Äerzog Tassilo: er zeigte ihnen selbst den Weg ins deutsche Land. Und
es war wieder wie früher vor König Heinrichs Zeit; wenn die Stämme
allein waren, konnten sie sich nicht helfen. Die Bayern mußten es mit
ansehen, daß ihre Äcker geplündert und ihre Dörfer verbrannt wurden.
Aber nun war eben der König da, der nicht dachte: „Jeder Stamm muß
sich selber helfen," sondern der selber kam und half. Vor seinem Leer
wichen die Feinde aus, und niemand hatte den jungen Ludolf mehr lieb,
weil jedermann sah, daß das Reich in seines Vaters Land besser geborgen
war, und die Aufrührer kamen und machten mit dem König ihren Frieden.
Dann aber, als im Jahre drauf, Anno 955, die Ungarn doch noch einmal
wiederkamen, da zeigte König Otto, was die Deutschen können, wenn sie
zusammenstehen. Die wilden Lorden waren bis vor Augsburg gedrungen,
wo ein treuer und tapferer Bischof regierte. Wie der nun sah, daß seine
Stadt von den mächtigen Massen des Ungarnheeres eingeschlossen wurde,
da verlor er nicht den Mut, sondern ließ die Bollwerke, die Wälle und
Mauern und Tore von seinen Dienstmannen tüchtig verteidigen, er selbst
betete die Nacht durch mit den Nonnen um Errettung, gab in der ersten
Morgenfrühe den Kriegern das heilige Abendmahl und ermunterte sie zum
Kampf. Als dann die Sonne aufging und die fremden Äorden in dichten
Laufen heranrückten, da sahen sie alles wohlbesetzt und verteidigt und
kriegten schon Angst, so daß sie zurückwichen. Ihre Anführer hatten lange,
kurzftielige Peitschen, mit denen hieben sie immer auf die gelben Burschen
ein, daß sie vorwärts sollten. Da kam die Nachricht, daß König Otto
zur Äilfe heranzöge. Was half es, die Ungarn kehrten um, und auf dem
Lechfelde nicht weit von der Stadt stellten sie sich ihm entgegen. Da waren
nun Sachsen, Franken, Schwaben und Bayern unter dem gewaltigen König
vereinigt, und der Äerzog Konrad von Lothringen, dem Otto seine Em¬
pörung großmütig verziehen hatte, kämpfte als Führer der Franken mit.
So waren also fünf Herzogtümer zur Stelle, und an ihrer Spitze der
König selbst. Es war, als wäre ganz Deutschland vereinigt und wollte
zeigen, was ein geordneter Staat, ein gebildetes Volk unter einem starken
Äerrscher fertig bringt gegen wüste Massen. Die Ungarn hätten eigens--