— 126 —
durch keine Feuersglut und durch keine Vaterlandsliebe einschmelzen und störte
den Guß, daß aus Deutschland nichts werden konnte. Der König Friedrich
Wilhelm IV. aber merkte das nicht, er sah bloß, daß so viele deutsche Stämme
einmütig gegen Frankreich hatten gehen wollen, und dachte, nun wäre eigent¬
lich die deutsche Einigkeit schon da. Er dachte an die alten Zeiten, wie die
Römer frech geworden waren und die Deutschen untergekriegt hatten, weil sie
jeder seines eigenen Weges gingen, und wie Äermann es da fertig gebracht
hatte, daß sie einmal zusammenstanden und in der großen Schlacht am Teuto¬
burger Walde die römischen Ketten entzwei gebrochen hatten. And so begeisterte
Friedrich Wilhelm sich mit all den Einigkeitsfreunden, und sie sammelten Geld
für ein Lermannsdenkmal im Teutoburger Walde. Das ist aber erst unter
König Wilhelm ausgeführt worden. Oben auf dem Tempel steht Lermann,
der Befreier, und reckt sein Schwert in die Äöhe, zum Zeichen, daß er mit dem
Schwert in der Land die Deutschen einig gemacht und die fremden hinaus¬
gejagt hätte. Und ebenso stand am Rhein ein altes Baudenkmal aus den
schönsten Zeiten der alten deutschen Herrlichkeit, aus den Zeiten der Lohen-
staufen, das war der Kölner Dom. Er war nicht zum vierten Teil fertig, aber
das, was fertig war,-zeigte schon, daß diese deutsche Kirche, wenn man sie zu
Ende baute, die schönste und höchste Kirche in der ganzen Welt sein müßte.
Da meinte der König auch wieder, wenn man im ganzen deutschen Vaterland
die Gelder zusammenbrächte, daß man den Kölner Dom zu Ende bauen könnte,
dann wäre das wie ein Zeichen, daß nun das Deutsche Reich gebaut sei und
wäre das schönste und höchste Reich in der Welt. So kam er wieder mit vielen
Freunden der deutschen Einigkeit in Köln zusammen und gründete den Dom¬
bauverein und feierte ein großes, fröhliches Fest, und es war ihm schon, als
wäre nun das Deutsche Reich gegründet. Der Kaiser von Österreich aber
saß mit Metternich in Wien und lachte und dachte: „Feiert ihr nur, vom
Feiern wird das Deutsche Reich noch nicht fertig, da habe ich ein Wort mit¬
zusprechen." Und richtig, das Fest war zu Ende, und sie reisten schließlich alle
nach Äause, und es blieb beim alten. Auch der Dom wurde erst unter König
Wilhelm fertig. So ist es dem armen, guten König Friedrich Wilhelm IV.
in den meisten Dingen gegangen: er fing sie mit Begeisterung an, aber er
brachte sie nicht fertig.
Als dann noch ein paar Jahre ins Land gegangen waren, da fing es
dem König Friedrich Wilhelm IV. wieder an, mit der deutschen Einigkeit zu
lange zu dauern, und er schickte Botschaft an den Kaiser von Österreich und