Full text: Das neue Reich ([Teil 2])

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durch Nettelbecks und Gneisenaus Tapferkeit war dem König diese gute Stadt 
erhalten. Ähnlich so tapfer und treu war auch ein General in der Festung 
Graudenz in Westpreußen, der hieß Courbiere. Zu dem schickten die Franzosen 
auch einen mit der weißen Fahne und sagten: „Lerr General, Sie können uns 
ruhig die Festung übergeben. Das ganze preußische Leer ist besiegt, und einen 
König von Preußen gibt es nicht mehr." Da sagte der General Courbiere: 
„And gibt es keinen König von Preußen mehr, so gibt es noch einen König 
von Graudenz." And sie haben Graudenz nicht gekriegt. Auch der General 
Blücher hatte sich mit seinen Soldaten durchgeschlagen bis nach Lübeck an der 
Ostsee, da wollte er über das Wasser nach Ostpreußen zum König. And als 
ihn zuletzt die Franzosen eingeschlossen hatten, verteidigte er sich, bis alles Brot 
aufgegessen und alles Pulver verschossen war und ihn dann die Franzosen ge¬ 
fangen nahmen. So tapfer hätten sie eigentlich alle sein müssen, und ich denke, 
wenn die Feinde einmal wieder ins Land kommen, was Gott verhüten wolle, 
dann würden wir alle es machen wie Gneisenau und Nettelbeck, und sagen: 
„So lange wir leben, kriegen sie uns nicht". 
Aber leider Gottes waren das damals die allerwenigsten. Die meisten 
waren zu weichlich und mochten die schrecklichen Mühseligkeiten seiner Be¬ 
lagerung nicht aushalten. Sie machten die Tore schon auf, sobald sie nur einen 
Franzosenhelm blinken sahen. And so konnte sich der König nicht verteidigen. 
Der Kaiser von Rußland, Alexander I., hatte ihm versprochen, er wollte ihm 
helfen. Der konnte so schöne Worte machen und sagte: „Lieber Freund, wir 
wollen zusammen siegen oder untergehen." Aber als Napoleon dann hinter 
ihnen her nach Ostpreußen gekommen war und die beiden nicht weit von Königs¬ 
berg besiegt hatte, bei der Kleinen Stadt Friedland, da machte der russische 
Kaiser schnell Frieden mit dem Kaiser Napoleon, und der arme König Friedrich 
Wilhelm III. war nun ganz allein, eigentlich ohne Land und ohne Äeer und 
ohne Freunde. Bloß seine schöne Frau, die Königin Luise, war noch bei ihm 
als seine Äilfe und versuchte, ob sie nicht den schrecklichen Napoleon bereden 
könnte, daß er einen leidlichen Frieden mit Preußen abschloß. Es war schwer 
für die edle Königin, denn dieser Napoleon war doch eigentlich ein roher 
Mensch und hatte sie so schrecklich behandelt und ihnen ihr ganzes Land weg¬ 
genommen, und nun sollte sie freundlich mit ihm reden, wie wenn er bei ihr 
zu Besuch gewesen wäre. Er war auch niederträchtig genug gegen sie und fuhr 
sie an: „Wie konnten Sie es wagen, mich anzugreifen? Als ob ich nicht schon 
größere Länder besiegt hätte!" Da antwortete die Königin: „Äerr, Sie müssen
	        
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