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einbilden. Eine Glockenkuh beträgt sich stets gemessen und ge¬ 
setzt und begeht fast niemals eine Torheit, wie die andern, die 
hüpfen und blöken, gegeneinander mit den Hörnern gaukeln oder 
sich gar in wilde Zweikämpfe einlassen, wie die Stiere, die mit 
ihren mächtigen Köpfen gegeneinander fahren und sich gegen¬ 
seitig in den dröhnenden Erdboden drücken. Zuweilen fährt bei 
solchen Kämpfen einer, oder es stürzen beide in den Abgrund 
und sind dann verloren. Beim Herannahen eines Gewitters — 
im Hochgebirge wirklich ein fürchterlicher Augenblick — werden 
die Herden oft scheu, und alle Kraft und Umsicht muß aufgeboten 
werden, um die in Sturm und Hagel wild herumfahrenden Rinder 
vor Abstürzen zu bewahren und sie in den Gewahrsam des 
Stalles zu bringen. Bös ist es auch, wenn Schneewetter einfällt; 
dann leidet das Vieh sehr unter Hunger, Nässe und Kälte, magert 
ab und gibt wenig Milch. Es verirrt sich, da es im Schnee 
keinen Weg mehr kennt, an gefährliche Stellen, so daß die Leute 
dabei Wache halten müssen. 
Ist es aber schon spät im Herbste, so besinnt sich der Senne 
nicht lange, sondern rüstet sich zum Aufbruch. Der Tag, an 
dem Menschen und Tiere von der Alm bekränzt und munter in 
das Tal zurückkehren, ist ein wahres Fest. Die Krippen in den 
Ställen werden gefüllt mit dem fettesten Klee, und der Tisch wird 
gedeckt mit den auserlesensten Fleisch- und Mehlspeisen für 
die Heimkehrenden. Die hölzernen Hütten droben stehen vom 
Oktober bis zum Juni leer, und im Winter schleicht der Rabe hin 
über die schneebedeckten Dächer und lugt wohl ein wenig zum 
Rauchfang hinab; aber öde ist es unten, und die Menschen haben 
alle Nahrung verzehrt, eh’ sie fortzogen. Peter Rosegger. 
209. Der Vesuvausbruch im April 1906. 
Dichte Rauchwolken, die seit einigen Tagen aus dem Vesuv 
aufstiegen, und ein Regen schwarzer Asche, der über Neapel 
niederging, waren Boten des kommenden Unglücks. 
Am 5. April 1906, nachts 12^ Uhr, wurden die Bewohner 
Neapels von einem furchtbaren Knall, als wenn Tausende von 
Kanonen auf einmal abgeschossen wären, aus dem Schlafe ge¬ 
weckt; die Häuser zitterten bis in den Grund. Der Menschen 
bemächtigte sich eine unbeschreibliche Angst. Halb bekleidet 
stürzten sie aus den Häusern. Viele flüchteten in die Kirchen
	        
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