Full text: Zur deutschen Geschichte (Teil 1)

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An den christlichen.Adel deutscher Nation (1520). Vielmals habe ich bisher 
meinen Widersachern Frieden angeboten, aber ich sehe, Gott hat mich durch sie gezwungen 
das Maul immer weiter auszuthun und ihnen zum Reden, Schreien, Bellen und Schreiben 
genug zu geben. Wohlan, ich weiß noch ein Liedlein von Rom und von ihnen. Juckt sie das 
V7 !D ^nen ^uch singen und die Noten aufs höchste stimmen. Verstehst du mich 
wohl, liebes Rom, was ich meine? 
106. An den christlichen Adek deutscher Wation. 
,Mache auf, du edle Freiheit!" 
Also schallt des Hutten Wort, 
Und von einer Burg zur andern 
Trägt es die Begetstrung fort. 
Aufgewacht zur Freiheit bist du, 
Adel deutscher Nation! 
Schutz soll werden deinem Luther, 
Trutz den Feinden, Trutz und Hohn. 
Dort aus Franken reicht der Schaum- 
bürg, 
Sickin gen vom Rheinesstrand, 
Alle ritterlich verbündet 
Reichen ihm die Freundeshand. 
Offen stehen ihm die Burgen, 
Ihm erklingen Schild und Speer, 
Roß und Mann, sie stehen alle 
Willig sich für ihn zur Wehr. 
Und der Luther danket freundlich, 
Doch den Schutz er nicht begehrt. 
Durch das Wort nur will er siegen, 
Durch das Wort und nicht durch's 
Schwert. 
Durch das Wort hat überwunden 
Einst der größte Held die Welt, 
Durch das Wort baut er die Kirche, 
Wie er durch das Wort sie hält. 
Dieses Wort sei deine Waffe, 
Deutsches Volk! du kennst sie schon, 
Dieses Wort dein schönster Adel, 
Adel deutscher Nation! 
tzagenbach. 
Von der Freiheit eines Christenmenschen. Wer mag die Höhe und Ehre eines 
Christenmenschen ausdenken! Durch sein Königreich ist er aller Dinge mächtig, durch sein 
Priestertum ist er Gottes mächtig. Diese hohe Würde kommt durch den Glauben, der 
gleichsam eine Vermählung ist mit Christus; alle Christen sind Brüder Christi und Priester. 
Aber daneben soll der Christ, von der Liebe bewegt, sich ganz dem Dienste des Nächsten 
widmen und nicht das ©einige suchen und die guten Werke thun nicht um damit sich ein 
Verdienst zu erwerben, sondern Andern zum Muster und Vorbild. 
Wider die Bulle des Antichrist (1520, im November): Wird der Papst diese 
Bulle nicht widerrufen und verdammen, dazu den Dr. Eck mit seinen Gesellen, solcher Bullen 
Folger, strafen, so soll niemand daran zweifeln, daß der Papst sei Gottes Feind, Christi Ver¬ 
folger, der Christenheit Verstörer und der rechte Antichrist. 
Als die Bulle verbrannt wurde (10. Dezember 1520): Weil du den Heiligen des Herrn 
betrübet hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer. (Jos. 7, 25.) 
Warum des Papstes Bücher von Dr. Luther verbrannt sind: Dieweil denn 
durch ihr solches Bücherverbrennen der Wahrheit ein großer Nachteil, und bei dem schlechten 
gemeinen Volk ein Wahn dadurch erfolgen möchte, zu vieler Seeleu Verderben, habe ich durch 
Anregen (wie ich hoffe) des Geistes, dieselben zu starten und zu erhalten, der Widersacher 
Bücher wiederum verbrannt, angesehen ihre unhöffliche Besserung.
	        
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