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Er ist derselbe Sänger,
Der auch die Hermannsschlacht
Sang, eh' vom neuen Dränger
Geknickt ward Deutschlands Macht.
Ich hoffe, daß in Frieden
Er ruht indes in Gott,
Nicht sah bei uns hienieden
Des Feinds Gewalt und Spott.
Und so auch ruht im Grabe
Sein unverstört Gebein,
Als ob geschirmt es habe
Ein Engel vorm Entweihn.
Es sind der Jahre zehen
Voll Druck und Tyrannei,
Voll ungestümer Wehen
Gegangen dran vorbei.
Sie haben nicht die Linden
Gebrochen, die noch wehn,
Und nicht gemacht erblinden
Wohl hat, als dumpfer Brodem
Der Knechtschaft uns umgab,
Ein leiser Freiheitsodem
Geweht von diesem Grab.
Wohl ist, als hier den Flügel
Die Freiheit wieder schwang,
O Klopstock, deinem Hügel
Enttönt ein Freudenklang.
Und wenn ein stnn'ger Waller
Umher die Gräber jetzt
Beschaut, tret' er nach aller
Beschau'n an dies zuletzt.
Wenn dort ein trübes Stöhnen
Den Busen hat geschwellt,
So ist, als zum Versöhnen,
Dies Grab hierher gestellt.
Die Thränen der Vertriebnen,
Des Feldherrn dumpfe Gruft
Verschwinden vorm beschrieben
Stein unterm Lindenduft;
Die Schrift, die noch zu sehn.
Wo wie in goldnen Streifen
Das Wort des Sängers steht:
„Saat, von Gott gesät,
Dem Tag der Garben zu reifen." .fr. nuck-rt.
1809. Der König zaudert. Schill muß fort, damit der König nicht mehr zurück kann.
Schill: Besser ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende!
157. Aas Lied vom Schill.
Am 9. April 1809 zog er mit seinem Husarenregiment und einer Schaar Jäger zu Fuß
von Berlin aus, gewann bei Dodendorf am 5. Mai einen Sieg über ein Korps der
Westfalen, stürmte am 15. Mai Dömitz, aber von allen Seiten umdrängt nnd umdroht,
auch von seinem König preisgegeben, sah er seine Sache verloren. Er schlug sich nach
Stralsnnd durch. Holländer nnd Dänen stürmten am 31. Mai die Stadt; er siel im
Straßenkampfe, von seinen Leuten erhielten 180 freien Abzug, 12 Offiziere wurden in Wesel,
14 Unteroffiziere und Gemeine in Brannfchweig erschossen, die übrigen 360 ein halb Jahr im
Bagno in Toulon gefangen gehalten, dann unter die französischen Küstensoldaten gesteckt; erst
1814 wurden die noch lebenden 120 befreit. Das Haupt Schills wurde in Leyden im ana¬
tomischen Museum in Weingeist aufbewahrt und den Fremden als Rarität gezeigt. 1837
wurde es den Braunschweigern übergeben, die ihn mit den 14 Gefährten in einem gemein¬
samen Grabe begruben, ein Denkmal auf dem Grabe errichteten und daneben eine Kapelle
erbauten, die Schillskapelle.
Es zog aus Berlin ein tapferer Held,
Er führte sechshundert Reiter in's Feld,
Sechshundert Reiter mit redlichem Mut,
Sie dürsteten alle Franzosenblut.
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