Full text: Zur deutschen Geschichte (Teil 1)

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Kein Reich -wird durch erdrückte Völker mächtig, 
Vergeltung zeugt sich jede Frevelthat. 
Wie viele Völker waren Zions Hasser, 
Und sind dahin wie Schaum auf diesem Wasser!" 
Am Steuer saß, umringt von erznen Streitern, 
Carthago's Fürst. _ Jetzt winkt' er und befahl, 
Mit Liedern, die ein banges Herz erweitern, 
Mit Feuerwein und reichbesetztem Mahl 
Die Seelen der Gefangnen zu erheitern. 
"Auch mir," so rief er, „füllt den Festpokal. 
Wer weiß was morgen! Weil wir's heute dürfen, 
Laßt uns des Sieges froh Falerner schlürfen!" 
Der König rief's. Und halb in freudevollster 
Bewegung war das Schiff; manch brauner Schlauch 
Ward hergeschleppt; man legte Purpurpolster 
Um Marmortisch und Bretter schwarz von Rauch; 
Und Heil'ges und Profanes ward in tollster 
Vermischung nun verwandt zum Trinkgebrauch. 
Vom Weine troff beim wilden Bacchanale 
Der Kelch des Nachtmahls wie die Opferschale. 
Doch als allmählich sich in Abendferne 
Die letzte Küste dämmernder verlor, 
Da kamen nicht, wie sonst, die goldnen Sterne, 
Da stieg vom Norden schwarz Gewölk empor. 
Von jedem Maste nun, als flücht' es gerne, 
Bog ängstlich sich das weiße Segel vor, 
An jedes Kiels umerzter Eichenwandung 
Zischt' höher schon und rauschender die Brandung. 
Laut sausend kommt der Sturm. Da bäumt mit Grollen 
Die Woge sich, eisgrün emporgeschwellt, 
Die schaumgekrönten Flutgebirge rollen 
Von blauen Flammen schrecklich nun erhellt, 
Nun wieder zugedeckt von schauervollen 
Versinstrungen, die der Orkan durchgellt. 
Bald irrt nach allen Winden die zerstreute 
Vandalenflotte mit der Römerbeute. 
Am Bord des Schiffs, auf welchem in Verbannung 
Von Götterbildern ein Olymp entflog, 
Trotzt' heldenkühn im Sturme die Bemannung. 
oft ein Windstoß tief die Masten bog, 
so oft das Segel in der höchsten Spannung 
Das Schiff fast mit sich in die Wogen zog, 
Erhoben sie, das Element zu höhnen, 
Ein lachend Lied in lauten Jubeltönen
	        
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