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Kein Reich -wird durch erdrückte Völker mächtig,
Vergeltung zeugt sich jede Frevelthat.
Wie viele Völker waren Zions Hasser,
Und sind dahin wie Schaum auf diesem Wasser!"
Am Steuer saß, umringt von erznen Streitern,
Carthago's Fürst. _ Jetzt winkt' er und befahl,
Mit Liedern, die ein banges Herz erweitern,
Mit Feuerwein und reichbesetztem Mahl
Die Seelen der Gefangnen zu erheitern.
"Auch mir," so rief er, „füllt den Festpokal.
Wer weiß was morgen! Weil wir's heute dürfen,
Laßt uns des Sieges froh Falerner schlürfen!"
Der König rief's. Und halb in freudevollster
Bewegung war das Schiff; manch brauner Schlauch
Ward hergeschleppt; man legte Purpurpolster
Um Marmortisch und Bretter schwarz von Rauch;
Und Heil'ges und Profanes ward in tollster
Vermischung nun verwandt zum Trinkgebrauch.
Vom Weine troff beim wilden Bacchanale
Der Kelch des Nachtmahls wie die Opferschale.
Doch als allmählich sich in Abendferne
Die letzte Küste dämmernder verlor,
Da kamen nicht, wie sonst, die goldnen Sterne,
Da stieg vom Norden schwarz Gewölk empor.
Von jedem Maste nun, als flücht' es gerne,
Bog ängstlich sich das weiße Segel vor,
An jedes Kiels umerzter Eichenwandung
Zischt' höher schon und rauschender die Brandung.
Laut sausend kommt der Sturm. Da bäumt mit Grollen
Die Woge sich, eisgrün emporgeschwellt,
Die schaumgekrönten Flutgebirge rollen
Von blauen Flammen schrecklich nun erhellt,
Nun wieder zugedeckt von schauervollen
Versinstrungen, die der Orkan durchgellt.
Bald irrt nach allen Winden die zerstreute
Vandalenflotte mit der Römerbeute.
Am Bord des Schiffs, auf welchem in Verbannung
Von Götterbildern ein Olymp entflog,
Trotzt' heldenkühn im Sturme die Bemannung.
oft ein Windstoß tief die Masten bog,
so oft das Segel in der höchsten Spannung
Das Schiff fast mit sich in die Wogen zog,
Erhoben sie, das Element zu höhnen,
Ein lachend Lied in lauten Jubeltönen