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Doch wie nun Blitz um Blitz mit grellen Strahlen
Die Götterbilder flammend übergoß,
Erschienen wie belebt die kolossalen
Metallnen Glieder bleich und riesengroß;
Zu drohen schien ihr Antlitz den Vandalen,
Ein Zürnen wie erzürnter Geister schoß
Aus ihrem starren Blick, und ließ hingegen
Erstarrung auf die Lebenden sich legen.
Ein Bild Neptuns stand zwischen Eichenkolben
Aufrecht gebunden an den Vordermast;
Wenn nun das Schiff, vom Sturm emporgehoben,
Hoch in die Wellen sprang mit seiner Last,
Erschien der Meergott wie in Wolken oben,
Den goldnen Dreizack hielt sein Arm gefaßt,
Und neben ihm, der finster niederdrohte,
Stand furchtbar Hermes da, der Götterbote.
Ein Steuermann rief aus: „Gewiß beschwören
Den Sturm uns diese fremden Götzen nur;
Denn ihrer dunklen Höllenmacht gehören
Noch stets die blinden Kräfte der Natur.
Wohlauf denn, Brüder, laßt uns fte zerstören,
Eh' das Verderben auf uns niederfuhr.
Kein Zaudern mehr! Ergreift die Waffen schnelle!
Zerschlagt und werft sie stückweis in die Welle!"
Er rusts, und jene folgen ihm. Durchs Heulen
Des Sturmes brüllt ihr Kampftuf in die Nacht.
Mit Äxten, Schwertern, ries'gen Eisenkeulen
Beginnen sie die unerhörte Schlacht.
Schon trümmern Glieder von den Göttersäulen,
Da fährt der Blitz ins Schiff. Der Mast zerkracht,
Bord über schlägt die Flut, entführt das Steuer,
Und durch die Taue prasselnd saust das Feuer.
So gegen Götter mit den halbverbrannten,
Halbnackten Leibern, gleicht ihr Kampf dem Drohn
Der alten Himmelsstürmer und Giganten,
Wie sie mit Zeus im Zwist vom Pelion
Machtlose Schwerter gegen Blitze wandten.
Und so ihr Tod, die nächste Sturzflut schon
Begräbt mit donnerähnlichem Gedröhne
Ins Meer die nordischen Titanensöhne.
6. Lingg,
Kriebitzsch, Sprüche und Gedichte. I. Teil.