Full text: Kommentar zu Serie III der Kulturgeschichtlichen Bilder (H. 3)

tragt enge Strümpfe, breite, aus verschiedenen Stoffen hergestellte, unterpuffte 
unt> geschilpte Schuhe, „auf daß das Wasser bald wieder herauskommen 
faitit (tüte ^ohattrt Strauß schalkhaft nt eint). So ist die Kleidung der 
frommen Landsknechte nach Schnitt, Farbe und Stoff außerordentlich 
mannigfaltig, und „wenn man sich in der weiten Welt umsieht und Achtung 
darauf giebt, so wird man sinden, daß fast alle Völker, Länder und Nationes 
ihre eigene, besondere, gewisse Tracht, Art und Form der Kleidung haben; 
allein wir Deutschen haben nichts gewisses, sondern mengen dies jetzt erzählte 
und noch viel mehr alles durcheinander, tragen Welsch, Französisch, 
Hnserntsch, und ja allerdingen Türkisch dazn Jetzt hat man den 
schweizerschnitt, den Pfauenschwanz in die Hosen geschnitten, und ist eine 
solche schändliche, gräuliche und abscheuliche Tracht daraus worden, daß ein 
fromm Herz darüber erschrickt und seinen großen Unwillen daran sieht. 
Denn kein Dieb ant Galgen so häßlich hin- unb herbommelt, zerlndert und 
zerlumpt ist, als die jetzigen Hosen der Eisenfresser und Machthansen, 
pfui der Lchattde!" (Magister Westphal.) Seit 1550 tragen die „Eisen¬ 
fresser," die frommen Landsknechte, die vielgehaßte, „aus dem allerhintersten 
Orte der Hölle hinfürtommentie, höllenflammige Pluderhosewelche 
aus einer Überfülle von sehr dünnem Stoffe, gewöhnlich aus Seidengewebe 
gefertigt wird, das matt durch mehrere bandartige Streifen von Sammet 
oder Tuch faßt, fodaß das Ganze weit und schlotterig von den Knieen 
herabhängt. Zwar erregt diese neue, „gräuliche und unerhörte Kleidung" 
als „eine große Sünd und Sch and" den gerechten Zorn der Geistlichen, * 
aber je heftiger die Angriffe derselben werden, desto toller treibens die 
Landsknechte, und desto länger werden die Hosen, sodaß dieselben bald bis 
auf die Knöchel herabreichen und gewöhnlich aus 20—40 Ellen Stoff 
bestehen, und „daß jetzunder ein junger Gelbschnabel mehr Geld zu einem 
Paar Hosen haben muß, als sein Vater zum Hochzeitsanzuge. Ja, ein 
Landsknecht hat sich 99 Ellen unterfüttern lassen, und als er gefragt wird, 
warum er denn nicht 100 genommen, hat er geantwortet: Neunundtteunzig 
ist ein langes Wort und gut landsknechtisch, hundert aber ist kurz und 
nicht so prächtig zu reden." (Mttsculns.) 
Kein Türk, kein Heid, kein Tater (Zigeuner) 
Solchen Unflat erfindt. 
Da (womit) vorhin ein Hausvater 
Hätt kleidet Weib und Kind, 
Das must itzt einer haben 
Zu ei'm Par Hosen gar; 
Noch sind sie freie Knaben, 
Trntz, wers ihn'n wehren thar.** (zu wehren wagt.) 
* S. die berühmte Schrift des Berliner Hofpredigers Musculus „Vermahnung und 
Warnung vom zerluderten, zucht- und ehrverwegenen Hosenteufel/' 
** Eine Strophe aus dem 1555 auf einem fliegendem Blatte erschienenen*©edichte: „Ein 
New Klagelied eines alten deutschen Kriegsknechts wider die geewliche vnd vnehrete Kleidung 
der Pluderhosen," das in 26 Versen die Pluderhosen bekämpft.
	        
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