Behaim. 
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Er war nämlich schon über den Aequator gesegelt, und brachte 
nach einer mehr als zweijährigen Abwesenheit wichtige Nachrichten 
über jene heißen Länder und Meere nach Portugal zurück. Das 
geschah kurz vor der Absendung des Bartolomeo Diaz zur Ent¬ 
deckung der Südspitze von Afrika. Der König Johann war mit 
den Entdeckungen des geschickten Behaim so zufrieden, daß er ihn 
zum Ritter schlug und ihm dabei mit eigener Hand den Degen 
umschnallte. Nun ließ er sich aus der Insel Fayal, einer der 
Azoren nieder, und heirathete da die Tochter des Statthalters. 
So sehr es ihm aber auch hier gefallen mochte, so sehnte er sich 
doch nach seiner Vaterstadt Nürnberg zurück; wenigstens wollte 
er sie vor seinem Tode noch einmal wiedersehen. Vielleicht mischte 
sich auch wohl etwas Eitelkeit in diesen Wunsch. Er konnte dar¬ 
aus rechnen, daß ihn seine Mitbürger anstaunen würden, wenn 
er von seinen weiten Reisen ihnen vorerzählte. So kam er ein 
Jahr früher, als Colombo Amerika entdeckte, nach Nürnberg, und 
blieb an zwei Jahre da. Wie umdrängten ihn da die Vettern, 
Muhmen und Geschwister! Was mußte er ihnen nicht erzählen! 
Und wie viel thaten sie sich nicht ans ihn zu Gute, wenn sie mit 
ihm durch die Straßen stolziren konnten, und die Bürger stehen 
blieben und seinen portugiesischen Orden und Ehrendegen anstaunten ! 
Aber Vieles von seinen Erzählungen verstanden sie nur halb, 
weil man damals noch keine solchen Landkarten hatte, als jetzt; 
wenigstens waren diese höchst unvollkommen und kamen nur sehr 
selten und nur gezeichnet vor. Da baten sie ihn denn, er möchte 
ihnen doch eine Erdkugel entwerfen, auf welcher Alles, was er 
von der Erde wüßte, eingezeichnet wäre. Das that er auch, und 
dieser Globus ist noch in Nürnberg vorhanden. Er ist ganz be¬ 
schrieben und' bemalt, und aus ihm kann man einestheils sehen, 
wie wenig doch damals selbst solche Leute wie Behaim von unserer 
Erde wußten, und anderntheils, wie damals die Sprache und 
Schrift selbst der Gebildetsten in Nürnberg war. Die Überschrift 
des Globus heißt: 
„Aus Fürbitt und Beger der Fürsichtigen, Erbarn und Wei¬ 
sen, als der obersten Hauptleut der Löblichen Reichsstat Nürn¬ 
berg, die dan zu disen Zeiten regirt haben, ist dise Figur des 
Apffels gepracticirt und gemacht worden, aus gunst, Angebung, 
vleys durch den gestrengen und Erbar Herrn Martin Behaim 
Ritter, der sich dann in diser Kunst Cosmographia viel Erfahren 
bat, und bey Einen Drittel der Welt umpfahren. solches alles mit
	        
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