fullscreen: Des Volksschülers Dichtergarten

96 
5. Der Wanderer und der Strom. 
Der Wand'rer sprach: „Wie klar sind deine Wogen, 
Und gestern kamst du noch so trüb gezogen!“ 
Da rauscht der Strom und läßt die Wellen blinken: 
„Was mich getrübt, ließ ich zu Boden sinken, 
Daß meine Fluth nach sturmbewegtem Tage 
Das stille Bild des Himmels wieder trage.“ 
b. Das Lamm und der Dornbusch. 
„Was zupfst du mir die Flocken aus, 
Du machst dir doch kein Kleid daraus!“ 
So schalt das Lamm den Dorn. 
Der sprach: „Die Flocken braucht für's Nest 
Das Schwälblein, das dich grüßen läßt!“ — 
Da legte sich der Zorn. 
7. Die alte Dorflinde. 
Die Linde war des Dorfes Zier, 
Wer aber fragte viel nach ihr? 
Es lobte sie nur dann und wann 
Vorübergeh'nd ein Wandersmann. 
Da riß ein Sturm den Baum entzwei; 
Nun gab's im Dorf ein Wehgeschrei, 
Und alles pries, man glaubt es kaum, 
Aus vollem Hals den lodten Baum. 
8. Auch eine Ansicht. 
Vor einem blüh'nden Rosengarten stand 
Ein Esel und rief ärgerlich hinein: 
„O, wie verwüstet ihr das schöne Land! 
Das müßt' ein Boden für die Disteln sein!“ 
b. Das Kind der Sorge. 
1. Einst saß am murmelnden 
Strome 
Die Sorge nieder und sann 
Da bildet' im Strom der Gedanken 
Ihr Finger ein leimernes Bild. 
2. „Was hast du, sinnende Göt— 
tin?“ 
Spricht Zeus, der eben ihr naht. 
„Ein Bild, vom Thone gebildet! 
Beleb's! Ich bitte dich, Gott.“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.