vielen Jahren brach eine Pest in Theben aus, und als das Orakel
deßwegen befragt wurde, verkündigte es, daß der Mörder des Lains
getödtet oder aus der Stadt vertrieben werden müsse. Durch sorg¬
fältige Untersuchung und zufälliges Zusammentreffen verschiedener
Umstände trat die Wahrheit an's Licht. Jokaste erhängte sich-
Oedipns stach sich selbst die Augen aus und zog dann an der Hand
seiner Tochter Antigone in die Fremde. Nach langer Wanderung
fand er endlich im Hain der Enmeniden (Göttinnen der Rache) bet
Athen den Tod und das Ende seiner Leiden.
Die Söhne des Oedipns, Eteokles und Polynices, vereinigten
sich dahin, daß sie abwechselnd, ein Jahr um das andere, die Re¬
gierung führten. Rachdem Eteokles ein Jahr regiert hatte, wolKe
er die Herrschaft seinem Bruder uichf abtreten. Dieser floh nach
Argos, vermählte sich mit der Tochter des dortigen Königs und
erhielt das Versprechen der Hilfe znr Erlangung seines Rechts.
Fünf andere Helden gesellten sich noch zu ihm, und so entstand der
Krieg der Sieben gegen Theben.
Da sich Eteokles hinter den Mauern der Stadt vertheidigte
und der Krieg sich in die Länge zog, so kam man endlich darin
überein, daß er durch einen Zweikampf der beiden Brüder entschieden
werden sollte. In demselben tödteten sie sich gegenseitig; den Leich¬
nam des Polynices verbot Kreon, der die Regierung Thebens über¬
nahm, zu beerdigen. Antigone aber, die Schwester des Polynices,
that dieses dennoch; deßhalb wurde sie verurtheilt, lebendig in der
Erde eingemauert zu werden. Sämmtliche sieben Helden waren
gefallen; zehn Jahre später unternahmen die Söhne derselben einen
neuen Kriegszug gegen Theben, eroberten die Stadt und setzten den
Therfander, den Sohn des Polynices, als König ein.
§. 7. per trojanische Krieg-
Als Peleus, König in Thessalien, seine Vermählung mit der
Meergöttin Thetis feierte, warf Eris, die Göttin der Zwietracht,
die allein von allen göttlichen Wesen nicht eingeladen war, einen
goldenen Apfel in den Saal mit der Aufschrift „der Schönsten".
Die Entscheidung darüber, wer diese sei, wurde dem Paris, dem
Sohne des Königs Priamus von Troja, übertragen. Er entschied
unter den drei Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite sich für die