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Kriegsflotte erbaute er, durch welche er als Ersatz für eine Geld¬
forderung an Spanien mehrere spanische Kauffahrteischiffe weg¬
nehmen ließ, gründete zur Belebung des Handels eine afrika¬
nische Handelskompanie und legte an der Küste von Guinea
in Afrika die Kolonie Groß-Friedrichsburg an, welche aber
von seinem zweiten Nachfolger, da sie die Ausgaben nicht deckte,
an die Hollländer verkauft wurde. Zur Pflege der Wissenschaften
gründete er in seinen rheinischen Landen die Universität Duis¬
burg, welche bis 1802 bestand. So war durch ihn Brandenburg
zu einem kriegstüchtigen und im Innern blühenden Staat geworden,
welcher nicht nur unbestritten unter den Fürstentümern des Reiches
die erste Stelle (nach dem Kaiser) einnahm, sondern sich auch unter
den europäischen Mächten einen geachteten Platz errungen hatte.
3. Kurfürst Friedrich III. 1688—1701 (später als König
Friedrich I. 1701—1713). Friedrich Wilhelm hatte gegen die
Bestimmungen des brandenburgischeu Hausgesetzes in seinem Testa¬
mente seinen Söhnen aus zweiter Ehe mit Dorothea von Holstein
besondere Fürstentümer vermacht; diese Anordnung stieß sein ältester
Sohn Friedrich III. (1688—1713), welcher ihm in der Regierung
folgte, unter Zustimmung des Kaisers und mit der Einwilligung
seiner Brüder um und sand diese mit Geld ab. Trotzdem Friedrich
auch an den Kriegen dieser Zeit (3. Eroberungskrieg Ludwigs XIV.,
später spanischer Erbfolgekrieg) teilnahm, zeigte er doch mehr Vor¬
liebe für die Werke des Friedens, namentlich soweit sie seine
Prachtliebe befriedigten, und förderte lebhaft Kunst und Wissen¬
schaft. Er gab dem aus Sachsen vertriebenen Prediger Jakob
Spener, dem Begründer des Pietismus, welcher vor allem ein
werkthätiges Christentum und einen sittlichen Lebenswandel forderte,
eine Anstellung in Berlin, gründete 1692 die Universität Halle
(eröffnet 1694), welche namentlich in der Theologie durch August
Hermann Francke (Waisenhaus) bald einen hohen Anffchwung
nahm, und stiftete 1699 die Akademie der Künste und 1700
die Societät (jetzt Akademie) der Wissenschaften, an deren
Spitze er den berühmten Philosophen Leibnitz berief. Der hoch¬
begabte Bildhauer und Baumeister Andreas Schlüter schmückte
Berlin mit herrlichen Kunstwerken (Zeughaus, lange Brücke mit
der Statue des großen Kurfürsten). Friedrich gab dem Staate