Bayern unter König Ludwig I.
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(rund 2 350 000 Gulden = 4y4 Millionen Mark) und bort Apanagen für die
Königssöhne oder deren Linie (je 100 000 Gulden = etwa 171000 Mark).
Auf religiösem Gebiete bekundete Ludwig eine streng kirchliche Ge¬
sinnung. Diese betätigte er durch die Stiftung zahlreicher Kirchen und
die Wiederherstellung oder Neugründung verschiedener K l o st e r a n st a l t e n,
besonders solcher, die sich erzieherischen und anderen gemeinnützigen Zwecken
widmeten, wie die Benediktinerabteien Metten und Scheyern, St. Bonifatius
(München) und St. Stephan (Augsburg), ferner die Institute der Armen Schul-
schwestern (München), der Englischen Fräulein (Nymphenburg) usw. Die katho¬
lische Gesinnung hinderte aber den König keineswegs, auch den anderen Be¬
kenntnissen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. So erhielten durch eine Er¬
weiterung des Toleranzediktes auch die Anhänger der griechisch-katholischen 1834
Kirche staatliche Gleichberechtigung. Als in den späteren Regierungsjahren die
Protestanten und die Stände sich beschwerten, daß das Ministerium Abel
ihre verfassungsmäßigen Rechte (in Bezug auf Gewissens- und Meinungsfreiheit
u. dgl.) verletze, wurde es von Ludwig entlassen. 1847
3. Pflege der Wissenschaften und Künste. Ein geradezu unsterbliches
Verdienst erwarb sich Ludwig als Kronprinz, als König und selbst nach
seiner Thronentsagung noch um die Pflege der idealen Bestrebungen,
namentlich durch Förderung der Kunst und der Künstler. Dabei wußte
er Baukunst, Bildnerei und Malerei in glücklicher Harmonie zu vereinigen,
außerdem die verschiedenen Stilarten mit der gleichen Liebe und dem gleichen
Verständnis anzuwenden. Auch beschränkte sich Ludwigs Tätigkeit als
Kunstmäzen durchaus nicht etwa auf sein Land und seine Hauptstadt,
sondern hatte stets Gesamtdeutschland ebenfalls im Auge. Ludwig stellte
den Grundsatz auf: „Ich will aus München eine Stadt machen, bie
Teutschland so zu Ehren gereichen soll, daß keiner Teutschland kennt, wenn
er nicht München gesehen hat." Und tatsächlich war München die erste
deutsche Stadt, in der, wie seinerzeit in Athen unter Perikles, die Kunst
zur nationalen Sache erhoben wurde. Die Wirksamkeit Ludwigs I. von
Bayern hatte für die Begründung der künstlerischen Einheit der deutschen
Nation die gleiche Bedeutung wie später die Tätigkeit Wilhelms I. von
Preußen für die politische Einigung. Somit war für Ludwig die Kunst
nicht nur ein Born idealen Genusses, sondern sollte eine Bildungs- und
Veredelungsquelle für das deutsche Volk werden.
a) Volksbildung und Wissenschaft. Die Volksschulen wurden vermehrt
und durch neue, verbesserte Lehrpläne und Errichtung der K r e i s s ch o l -
a r ch a t e gefördert. Für das höhere Schulwesen sorgten Schelling und 1832
Thiersch weiter. Die südbayerische Universität wurde von Landshut
nach München verlegt, wo ihre Angehörigen vielseitigere Bildungsmöglich- 1826
feiten vorfanden; dabei erhielt die Hochschule Lehr- und Lernsreiheit. Die Lei¬
tung des gesamten Bildungswesens übertrug man dann einem neugeschaffenen
„Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten". — In 1846
München wirkten ferner außer den genannten Männern noch der Historiker
Görres (S. 172), der Theolog Döllinger, der ausgezeichnete Germanist f 1890