Full text: Geschichtliches Lesebuch

268 XVII. Operationsplan und Aufmarsch der deutschen Armee 1870. 
„Wird sonach der Aufmarsch in der Pfalz und an der Mosel 
als ausführbar erkannt, so wird auch ein Einwurf gegen die Ver¬ 
sammlung aller verfügbaren Streitkräfte dort aus der scheinbaren 
Entblößung unserer Rheinfront nicht abzuleiten fein. Es wurde be¬ 
reits angedeutet, daß sie geschützt ist durch die Neutralität Belgiens, 
und wenn diese verletzt würde, durch die Entfernung, durch die eigene 
Stärke und durch die Operationen." 
Das Memoire ergeht sich nunmehr über die Gruppierung der 
Streitkräfte, da „eine Heeresmacht wie die gegen Frankreich aufzu¬ 
stellende felbstverständlich nur in mehrere Armeen gegliedert operieren 
kann. Die Stärke jeder derselben ist nach den besonderen Zwecken zu 
bemessen, die Zuteilung der einzelnen Armee-Korps mit Rücksicht auf 
die möglichst schnelle Bereitstellung aller zu bewirken". 
„Ohne diese wesentlich zu beeinträchtigen, könnte die nachstehende 
Einteilung nicht abgeändert werden: 
Die I. Armee, VII. und VIII. Armee - Korps, als rechter 
Flügel um Wittlich (ca. 60000 Mann), 
die II. Armee, III., IV., X. und Garde-Korps, im Centrum 
bei Neunkirchen—Homburg (ca. 131000 Mann), 
die III. Armee, V., VI. Armee - Korps, sowie Bayern, Wür- 
temberger und Badener als linker Flügel bei Landau und Rastatt 
(ca. 130000 Mann)." 
„Eine Referve, kombiniertes IX. und XII. Armee-Korps, vor¬ 
wärts Mainz (ca. 63000 Mann); diese zur Verstärkung des Cen¬ 
trums verwandt, brächte die II. Armee auf ca. 194000 Mann." 
„Es ergäbe dies eine Stärke der 3 Armeen zusammen von 
384 000 Mann." 
Weiter blieben noch das I., II. VI. Armee-Korps, mithin ca. 
100000 Mann verfügbar. Diese traten jedoch zunächst noch nicht in 
Betracht, da, nach damaligen Verhältnissen, die Eisenbahnen durch 
die andern Korps bis zum 21. Tage in Anspruch genommen waren. 
Zu Festungsbesatzungen waren vorläufig nur 9 Infanterie-Re¬ 
gimenter erforderlich, während zur Küstenbewachung die 17. In¬ 
fanterie Division, der sich die neuen Landwehrformationen anzuschließen 
hatten, ausreichend erschien. 
Die Offensive konnte somit nach Ablauf von 3 Wochen mit 
384 000 Mann, oder, wenn das Eintreffen auch der erwähnten 3 
Korps abgewartet wurde, nach weiteren 4 Tagen mit 484 000 Mann 
eröffnet werden.
	        
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