XVIII. v. Moltke, Die Schlacht von Sedan. 271
durch einen Granatsplitter verwundet worden. - Er hatte, mit Über¬
gehung von zwei älteren Korpsführern, den General Dnerot zn
feinem Nachfolger im Oberbefehl bestimmt. Hiervon um 7 Uhr be¬
nachrichtigt, erteilte dieser General die nötigen Befehle, um noch jetzt
die Armee bei Jlly zn versammeln nnd dann sofort den Rückzng aus
Meziöres anzntreten. Bereits hatte er von seinem Korps die Division
Lartigne zur Sicherstellung des Überganges bei Daigny abgeschickt,
den Divisionen Lacretelle und Vassoigne befohlen, die Offensive gegen
die Sachsen und Bayern zu ergreifen, um Zeit für den Rückzug der
übrigen Abteilungen zu gewinnen. Die in zweiter Linie stehenden
Divisionen brachen sogleich in nördlicher Richtung ans.
Nuu hatte aber der Kriegsminister dem kürzlich aus Algier ein-
getroffeneu General v. Wimpffen das Kommando des \ . Korps
an Stelle des Generals de Failly erteilt und ihm zugleich eine
Vollmacht mitgegeben, nach welcher er, im Fall einer Behinderung
des Marschalls, den Oberbefehl der Armee übernehmen sollte.
General v. Wimpssen wußte, daß die Truppen des Kron¬
prinzen bis Donchery heran standen. Er hielt den Rückzug nach
M^zitzres für völlig unausführbar und wollte im geraden Gegenteil
nach Carignan durchdringen, nicht zweifelnd, daß er die Bayern nnd
Sachsen überrennen und so zum Anschluß an den Marschall Ba-
zaine werde gelangen können. Als er daher die Anordnungen des
Generals Duerot erfuhr, auch ein Angriff anf Moncelle anscheinend
günstigen Verlanf nahm, machte er — zn seinem Unstern — die ihm
erteilte Vollmacht geltend.
General Dnerot fügte sich ohne Weigern, es mochte ihm
vielleicht nicht nnlieb sein, sich einer schweren Verantwortung entledigt
zu wissen. Alsbald wurden die abziehenden Divisionen der zweiten
Linie zurückbeordert, und unter dem Vorstoß der bereits zum Angriff
vorschreitenden der ersten gerieten nun die weit vorgeschobenen schwachen
bayerischen und sächsischen Abteilungen in schwere Bedrängnis.
Schon morgens 7 Uhr, als das eine Regiment der sächsischen
Avantgarde in Moncelle eindrang, hatte das andere sich rechts gegen
das von Daigny drohende Vorgehen der Division Lartigne wenden
müssen. Gegen dasselbe entspann sich alsbald ein lebhaftes Feuer¬
gefecht. Das Regiment hatte beim Abmarsch die Tornister zurück¬
gelassen und versäumt, die Patronen herauszunehmen. Seine Taschen¬
munition erschöpfte sich bald, und die wiederholten heftigen Angriffe