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Berggipfel tragen auch ewigen Schnee. Bär und Lämmergeier sind in
den Pyrenäen noch häusiger als in den Alpen.
Die Pyrenäen sind das unzugänglichste Gebirge Europas und werden
dadurch zu einer Völkerscheide; auch sind sie wegen ihrer Armut an Längs-
thälern (wichtig ist nur das Längsthal der oberen Garouue), wegen des
Mangels an grasreichen Triften und nutzbaren Mineralien und
wegen der engen Thäler, die sich nur wenig zum Anbau eignen, schwach
bewohnt. Der Nordabhang ist schnee- und wasserreicher als der Süd-
abhang und bietet schönen Hochwald, enthält auch zahlreiche Heilquellen. —
Auf den Pyrenäen entspringt die Garonne und der Adour; die nach 8.
zu fließenden Gewässer nimmt der Ebro auf. In den Hochpyrenäen leben
auch Gemsen und Wölfe.
4. Der Ural,
d. h. Gürtel, ist das einzige.große Meridiangebirge Europas, ja der „Alten
Welt." Es ist das längste Gebirge Europas; denn es hat eine Länge von
350 Meilen und bedeckt einen Flächenraum von 6000 ^ Meilen. Seine
Bedeutung liegt darin, daß es a) die große Osteuropäische Tiefebene im
0. abschließt, und b) eine wahre Naturscheide zwischen Europa und Asien
bildet. Die Wasserscheide zwischen Asien und Europa ist freilich an vielen
Stellen ganz unbestimmt; ja es kommt vor, daß, wenn eine nach Europa
abfließende Quelle mit einem Brette gestaut wird, diese ihr Wasser nach Asien
sendet. — Die Abhänge des Uralgebirges sind dicht bewaldet, „aber auf der
europäischen Seite nur im N. mit Nadelholz, in der Mitte mit Eichen und
Linden, die beide auf der asiatischen Seite nicht vorkommen. Hier bestehen
die Bergwälder aus Tannen. Außerdem ist der Abfall des Gebirges nach
W. überaus sanft, so daß man auf dem Hauptpasse (von Jekaterinburg) gar
kein Gebirge zu überschreiten glaubt, auf der asiatischen Seite sehr steil.
Daher hat es die Europäer nach Asien geführt, die Asiaten aber von Europa
zurückgehalten."
Der Ural zerfällt in drei Teile: in den nördlichen, mittleren und südlichen
Ural. Der nördliche Ural reicht vom Karischen Meer bis zur Petschoraquelle,
ist den größten Teil des Jahres unter Schnee begraben, an seinem Fuße von
unzugänglichen Sümpfen und Morästen umgeben und von Tannenwäldern
und Torsmooren bedeckt. Er heißt deshalb anch der „wüste Ural". Dieser
Teil des Uralgebirges dürfte im allgemeinen der höchste fein. Er ist das
Weide- und Jagdgebiet der Samojeden und Ostjakeu. — Der mittlere
Ural, auch das Uralische Erzgebirge genannt, zeichnet sich durch Reichtum
au Edel- und Schmucksteinen (Smaragd, Beryll, Topas, Malachit) uud Metallen
(namentlich Platin, Gold, Silber, Kupfer und Eisen) aus. Diese reichen
Mineralschätze sind in zweifacher Hinsicht wichtig geworden: a) Das
europäische Rußland verdankt ihnen seine wichtigsten Kanalverbinduugen, da
es darauf ankam, das dem schwedischen Eisen an Güte nachstehende uralische
auf Wasserwegen an die Ostsee zu bringen; d) von den Bergwerkskolonieen
am Ural aus sind auch die sibirischen Bergwerke angelegt worden, uud somit
wurde europäische Bildung rasch bis an die Grenzen des chinesischen Reiches
verpflanzt. Die Entstehung der Städte Jekaterinburg und Perm hängt mit
dem Erzreichtnm des Urals zusammen. — Der südliche Ural, wegen seiner
vielen Waldungen, in denen sich Wölfe, Bären und Elentiere aufhalten, auch