Das. Christentum und das römische Reich. 95
schlagen wurde und auf der Flucht im Tiber ertrank, erhielt er die
Herrschaft des Westens, durch Besiegung und Hinrichtung des^Licinins
(323) die des Ostens unb vereinigte so wieder das Reich unter
seinem Scepter.
Konstantin ber Große (323—337) vollenbete bie von Dio-Konstantin um
cletian begonnene Umbildung bes Reiches zu einem absolutistisch re- 333
gierten Beamtenstaat unb verlegte dessen Schwerpunkt dauernd nach
Osten, indem er Byzanz zur Residenz erhob, für das seitdem der
Name Konstantinopel auskam. Diese am Ausgange des Bosporus,
auf ber Lanbspitze zwischen bem goldenen Horn unb bem Marmara- Gründung von
meer gleich schön unb wichtig gelegene alte Griechenstabt würbe von Konstantinopel
Konstantin so beträchtlich erweitert, baß bessen Bauthätigkeit baselbst d3<)-
einer Neugrimbung ber Stabt gleichkam.
Wichtiger noch als bie Verlegung ber Hauptstabt von Rom
nach Byzanz war ein anberer Schritt Konstantins, bie Anerkennung
bes bisher im römischen Reiche verbotenen unb verfolgten Christen¬
tums. Schon Konstantins Vater hatte sich gegen die christliche
Lehre duldsam gezeigt. Diese Politik setzte Konstantin fort und
butbete im Kampfe gegen Maxentius auch christliche Symbole in
seinem Heere. Als Maxentius überwunben war, verfünbete Kon¬
stantin 313 burch bas Mailänder Edikt völlige Religionsfreiheit für Mailänder-
alle, also auch für die Christen. Seitdem trat er dieser Religions- 'j13-
gemeinde immer näher, begünstigte sie dem absterbenden Heidentum
gegenüber sichtlich und nahm, toenn er sich auch erst auf dem Toten¬
bett taufen ließ, den lebhaftesten Anteil an der Ausbildung der
kirchlichen Lehre.
Das Christentum und das römische Reich.
Das Christentum hatte sich während der Kaiserzeit langsam, Christenverfol-
aber stetig über alle Teile des römischen Reiches verbreitet, obwohl gungen.
mehrere Kaiser die Bekenner dieser Lehre den härtesten Verfolgungen
unterwarfen. Im ganzen zählt man zehn Christenverfolgungen im
römischen Reiche, doch waren nicht alle allgemein und gleich heftig.
Die erste war die von Nero im Jahre 64, die letzte die von Dio¬
kletian 303, die furchtbarste und allgemeinste die von Kaiser Decius
250 verhängte. Aber alle Anstrengungen, die neue Lehre zu unter¬
drücken, blieben erfolglos oder hatten sogar die den Absichten der
Verfolger entgegengesetzte Wirkung. Denn die Kraft, .mit welcher die
Christen für ihre Überzeugung litten und starben, die Reinheit ihres
Lebenswandels, die stark von den Ausschweifungen des entarteten
Römertums abstach, und endlich auch die werfthätige Menschenliebe,
mit der sie Armen, Kranken unb Sklaven entgegenkamen, führten
ihnen immer mehr Bekenner zu. Schließlich war ihre Zahl so hoch teum§
gestiegen, baß Konstantin bie Notwenbigfeit einsah, ben neuen Glauben Konstantin.