Heinrich VI.
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Normannen hatten aus Abneigung gegen die deutsche Herrschaft
einen Seitenverwandten des abgestorbenen Königshauses, den Grasen
Tankred von Secce, zum König gewählt. Heinrich belagerte die
Stadt Neapel; da brachen Seuchen in seinem Heere aus und nötigten
ihn so rasch zurückzukehren, daß selbst seine Gemahlin in die Hände
Tankreds siel, der sie jedoch ehrenvoll behandelte.
Heinrich eilte nach Deutschland zurück, wo seine Gegenwart Heinrich VI.
ohnedies dringend nötig war. Heinrich der Löwe war nämlich ans u. die Welfen.
England zurückgekehrt in der Hoffnung, die Jugend des neuen Kaisers
zur Wiederherstellung seiner einstigen Macht in Deutschland aus¬
nützen zu können. Gerade war auch sein Schwager Richard Löwen¬
herz auf der Heimreise vom Kreuzzug., begriffen. Da geriet dieser
in die Gefangenschaft Leopolds von Österreich, der ihn dem Kaiser
auslieferte. Heinrich VI. hatte somit ein Pfand in Händen, um
die welfischen Ansprüche herabzustimmen. Auch ein anderer Zwischen¬
fall beschleunigte den Frieden zwischen Hohenstaufen und Welfen.
Konrad, der Stiefbruder Barbarossas, der von diesem zum Pfalzgrafen
bei Rhein erhoben worden, hatte keinen Sohn. Seine Erbtochter Welfen
Agnes vermählte sich ohne Wissen ihres Vaters wie des Kaisers erhalten die
mit Heinrich dem Langen, dem Sohne Heinrichs des Löwen. Rheinpfalz.
So ungehalten der Kaiser auch anfänglich darüber war, benützte er
doch dieses Ereignis, um eine Versöhnung mit den Welfen herbei¬
zuführen. Diefe erhielten zu Braunschweig und Lüneburg noch die
Rheinpfalz, und gleichzeitig wurde ihr Verwandter Richard Löwen- Richard
herz gegen ein hohes Lösegeld unb das Gelöbnis, daß er sich für Löwenherz aus
feine Gefangenschaft nicht rächen wolle, aus ber_ Hast entlassen
1194. Heinrich ber Löwe verbrachte ben Rest seines Lebens zu
Braunschweig, wo er 1195 starb.
Nachbem Heinrich VI. Deutschlaub beruhigt und durch das Die Hohen-
Löjegelb 'Richards seine Hilfsmittel bebeutenb vermehrt hatte, zog Zirmen Neapel
er 1194 zum zweitenmal nach Unteritalien, wo Tankreb unterbeffen unb g^uen.
gestorben nnb sein Sohn Wilhelm, noch ein Kinb, gefolgt war. Rasch
nahm Heinrich bas Königreich Neapel unb Sizilien ein unb ließ den
jungen Gegenkönig, ber in feine Gewalt geriet, mit feinen Geschwistern
unb seiner Mutter nach Deutschlanb abführen. Als eine Verschwörung
gegen ihn entdeckt wurde, bestrafte er deren Teilnehmer mit un¬
menschlicher Härte. Dadurch schreckte er seine neuen Unterthanen
so, daß sich seine Herrschaft in Unteritalien befestigte. Aber
die Greuel waren so arg, daß ihm der Papst (ber Lehensherr bes
normannischen Königreichs), ber bamals auch wegen ber Verfügung
Heinrichs über bie Mathilbifchen Güter ungehalten war, mit bcm
Banne brohte.