Übersicht der geschichtlichen Entwickelung Frankreichs bis 1666. 47
bestieg das Haus Bourbon (1589—1792 und 1814—1830) den
französischen Thron.
Heinrich IV. 1589—1610 stellte die innere Ruhe in Frank- Heinrich IV.
reich wieder her, indem er mit Spanien Frieden schloß und auch um
dem Verlangen seiner früheren Glaubensgenossen durch das Edikt
von Nantes 1598 Rechnung trug. Darnach sollten sie in Frank-Edikt v. Nantes
reich mit Ausnahme von Paris und den bischöflichen Städten freie 1598-
Religionsübung haben und in bürgerlicher Beziehung den Katholiken
gleich stehen; ja sie erhielten sogar im Süden und Westen Frank¬
reichs sog. Sicherheitsplätze, d. H. Städte, in denen sie unter der
Oberhoheit des Königs allein das Regiment besaßen. Während der
letzten friedlichen Zeit seiner Regierung bestrebte sich Heinrich IV.
die Schäden, die der lange Bürgerkrieg Frankreich geschlagen, zu
beseitigen. Da er selbst als Staatsmann ebenso bedeutend war
wie als Feldherr und mit scharfem Blick ausgezeichnete Räte
wählte, gelang es ihm, Frankreich aus einem verschuldeten, armen
und vielfach verwüsteten Land zu einem wohlhabenden, auch in
politischer Beziehung Achtung gebietenden Reich zu machen. Unter¬
stützt wurde er dabei von seinem Freunde, den: Finanzminister
Sully, der durch seine sparsame Verwaltung trotz der Verminderung Sully.
der direkten Steuern die Staatsschulden bedeutend verringerte und
noch dazu einen beträchtlichen Staatsschatz sammelte. Dabei wurden
Straßen angelegt, Ackerbau und Viehzucht und besonders die
Industrie, vor allem die Seidenkultur gehoben. Frankreich erholte
sich unter dem staatsklugen Regiment Heinrichs IV. so rasch, daß
dieser gegen Ende seiner Regierung schon auswärtige Pläne in
Angriff nehmen konnte. So wurde 1608 Quebek als die erste
französische Kolonie in Kanada gegründet. In Europa plante
Heinrich eine Schwächung der habsburgischen Macht in Spanien
und in Deutschland. Schon wollte er die Spannung zwischen der
Union und der Liga zu einer Einmischung in die deutschen Angelegen¬
heiten benützen, da wurde er bei einer Fahrt durch eine enge
Straße in Paris 1610 von Ravaillac ermordet.
Aus ihn folgte sein Sohn Ludwig XIII. (1610—1642). Ludwig XIII.
Dieser überließ die Regierung seinen Ministern. Der bedeutendste
unter ihnen war der Kardinal Richelieu, der die Angelegenheiten ^24—1642
Frankreichs von 1624—1642 leitete. Richelieu bestrebte sich bei '
seiner inneren Politik, dem Königtum die unbeschränkte Gewalt
in ganz Frankreich zu verschaffen. Deshalb verlangte er von den
Hugenotten die Herausgabe der Sicherheitsplätze, die ihnen das
Edikt von Nantes gegeben hatte, und entriß sie ihnen 1628
mit Gewalt, als sie seine Forderungen zurückwiesen. Die
religiöse Seite des Ediktes von Nantes ließ Richelieu bestehen.