Full text: Geschichte der Neuzeit (Band 3)

Seewesen. 
Der nordische Krieg. 65 
Zurückgekehrt unterdrückte er den Aufstand, verschärfte die Kloster- 
haft seiner Schwester und löste die Strelitzeugarde ganz auf. Up 
ihrer Stelle errichtete er ein Heer, das nach europäischer Werfe 
uniformiert, bewaffnet und einexerziert wurde; durch fremde Handwerker, 
Gelehrte. Offiziere und Seelente führte er auf allen Lebensgemeten 
abendländische Einrichtungen ein. Durch Abschaffung der Wurde 
des Patriarchen von Moskau machte er sich auch zum überhaupt 
der russischen Kirche. Seine Lieblingsschöpfung war die 
Flotte: denn er erkannte sehr wohl, daß Rußland, wenn es auf die 
Dauer an der europäischen Kultur Anteil erhalten sollte, mit dem 
Abendlande in lebhafteren Verkehr treten müsse. Da es aber auf der 
Landseite durch das noch selbständige Polen von den eigentlichen Kultur- 
staateu Europas getrennt war, strebte Peter die Erlangung der zwei für 
Rußland erreichbaren Meere, des schwarzen und des baltischen, an. 
Dadurch mußte er mit der Türkei, die damals noch an allen Küsten des 
schwarzen Meeres gebot, und mit Schweden in Krieg geraten, das 
Finland, Karelieu, Jngermanland, Estland und Livland besaß und 
die Ostsee beherrschte. Von der Türkei erwarb er im Frieden von 
Karlowitz (1699) Asow, zu einer Eroberung schwedischen Gebietes 
lud die' Jugend des damaligen Königs Karl XII. em. Zn 
diesem Zweck verband sich Peter d. Gr. mit August II. dem AlUanz^gegen 
Starken, dem Kurfürsten von Sachsen und König von Polen, und 
dem auf Schweden oon alters her eifersüchtigen Dänemark unter 
König Friedrich IV, So entstand 
der nordische Krieg 1700—1721. 
Nach Verabredung der Verbündeten sielen im Jahre 1700 die 
Sachsen in Lioland, die Dünen in Schleswig ein, dessen Herzog 
der Schwager und Jugendfreund Karls XII. war. Gegen alle Er¬ 
wartung setzte jedoch der jugendliche Schwedenkönig, den man für 
gering begabt gehalten, mit überraschender Schnelligkeit sein 
Heer nach Seeland über und zwang durch Bedrohung Kopenhagens 
Dänemark noch 1700 zum Frieden von Travendal, in welchem Travendal 
dieses sein Bündnis mit Rußland und Sachsen aufgeben und deu 1<0°- 
Herzog von Holstein entschädigen mußte. 
Darans wandte sich Karl XII. gegen Peter d. Gr., der schon 
in Jngermanland eingefallen war und Narwa belagerte; er schlug Narwa 1700. 
ihn 1700 oor dieser Stadt so, daß das russische Heer vernichtet 
war. Aber statt den Zaren, seinen gefährlichsten Gegner, bis Mossau 
zu verfolgen und ihm hier den Frieden zu diktieren, griff Karl jetzt 
August den Starken an, wodurch Peter Zeit gewann, seine Armee 
zu reorganisieren.
	        
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