72 Entwickelung der brandenbg -preuß. Monarchie bis auf Friedrich b. Gr.
führenden Mächten anerkannt wurde. — Im zweiten Raubkrieg,
Ludwigs XIV. eilte der große Kurfürst dem bedrängten Holland
von allen Staaten zuerst zu Hilfe (1672), wurde aber auf Ludwigs
^ Anstisten von den Schweden in der Mark Brandenburg angegriffen,
Fehrbellin die er durch den glänzenden Sieg bei Fehrbellin 1675 von den
finden befreite. In der Folge nahm Friedrich Wilhelm den
Schweden ihre deutschen Ostseebesitzungen ab, mußte sie aber fast
alle im Frieden von St. Germain 1679 wieder herausgeben.
Fnedrich in. Auf ihn folgte sein Sohn, Kurfürst Friedrich III. (1688—1713).
nn Mit Zustimmung des Kaisers, deu er im spanischen Erbfolgekrieg
unterstützte, krönte er sich als König Friedrich I. in Preußen am
Königreich 18. Januar 1701 zu Königsberg. Seitdem wurde der Name
Preußen 1701. Preußen an Stelle Brandenburgs Gesamtuame für den Staat.
Friedrich Wil- Friedrichs I. Nachfolger, sein Sohn Friedrich Wilhelm I. (1713—
" 11111 1740), gewann dnrch den Utrechter Frieden die Anerkennung der
' • preußischen Königswürde und den Besitz von Obergeldern, durch
feine Teilnahme am nordischen Krieg Vorpommern südlich der Peene
Sborvomrnen1 mit Ilsedom und Wollin. Abgesehen vom polnischen Thronfolge¬
krieg, in welchem Prenßen den Kaiser mit einem Hilfscorps am
Rhein unterstützte, ist der nordische Krieg der einzige, an dem sich
Friedrich Wilhelm I. beteiligte. Nichtsdestoweniger unterhielt er ein
starkes Heer unter dem Kommando de* Fürsten Leopold von
Dessau, der schon Friedrich I. gedient hatte. Die soldatische Strenge
und Knappheit, die in der Armee herrschte, übertrug Friedrich
Wilhelm I. auf das ganze Staatswesen. In seinem nüchternen
Geiste mißachtete er die Künste, deren Einfluß er für schädlich
hielt, und ließ auch von deu Wissenschaften nur diejenigen gelten,
welche einen unmittelbaren Vorteil für das praktische Lebeu
boten. Wie er die Wehrkraft seines Staates möglichst förderte,
so suchte seine Regierung den Wohlstand der Unterthanen
zu heben, die er in patriarchalisch einfacher, aber unerbittlich
strenger Weise zn einem arbeitsamen und haushälterischen Leben
anhielt.
Kronprinz Zwischen Friedrich Wilhelm und seinem Thronfolger Friedrich
'VlieL entwickelte sich infolge der Strenge des Vaters und der verschiedenen
Neigungen der beiden ein Verhältnis wachsender Spannung, so daß
der Kronprinz^ schließlich nach England zu flüchten beschloß. Auf
einer Reife, die er 1730 mit feinem Vater nach Franken machte
Friedrichs sollte der Plan ausgeführt werden. Aber ein Brief des Prinzen
^ 1730 an fe™en Vertrauten, den Lieutenant von Katte, geriet in die Hände
des Königs, der die beiden Freunde als Deserteure vor ein Kriegs¬
gericht stellte. Erst auf die Verwendung mehrerer Fürsten und auf die
Erklärung des Kriegsgerichtes, daß es über den künftigen Souverän