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Der Wintcrfeldzug in Preußen. Friede.
hatte: „ Vor dem Frühjahr kann er nicht kommen." Anders
aber, als sie mahnten, handelte der Kurfürst. Kaum
hatte er das Weihnachtsfest gefeiert, so verließ er Berlin
und zog mit dem Heere nach Preußen. Als er an die
Weichsel kam, war der Fluß so fest zugefroren, daß Reiter
und Geschütz über die breite Eisdecke rücken konnten. Hier
hörte der Fürst, der Feind wisse nichts von seiner Ankunft
und liege noch sorglos im Quartier, und eilte nun dop¬
pelt, um ihn, wenn möglich, zu überfallen. Die Bauern
der Umgegend mußten ihre schweren Schlitten aus den
Schuppen ziehn und ihre Pferde vorlegen, das Fußvolk zu
fahren. Meilenweit fuhren sie über den knirschenden Schnee
und das dröhnende Eis des Haffs bis nach Königsberg.
»Die Schweden", meldete man hier, „haben gehört,
daß der Kurfürst da ist, haben sich aus ihrer Ruhe auf¬
gerüttelt, marschieren heimwärts, um zu entkommen."
„Vorwärts!" befahl der Kurfürst nach kurzer Rast.
„Sie dürfen nicht entwischen."
Wieder wurden Schlitten bespannt, weiter fuhren
die Brandenburger übers Kurische Haff, trotz schneiden¬
der Kälte, kühn, fröhlich, siegesgewiß. Trompeter bliesen
den Dragonermarsch, Pauken wurden dazu geschlagen,
während sie in die tiefe Stille der Schneelandschast hinaus¬
eilten. Eine wilde Jagd begann, ohne Ruhe bis in die
früh hereindunkelnden Januarnächte hinein. Der Schwede
wollte die große Straße, die einzige, zur Heimat gewin¬
nen, Brandenburg sie ihm verlegen.
Endlich übereilte der Kurfürst den Feind und zwang
ihn zu stehn. Wollte er vorwärts gehn, so mußte er das