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Fünfte Periode, 31 v. Chr.—476 n. Chr.
Nerva’s Regierung besteht fast ausschliesslich in einer Reihe
von Handlungen der Milde, der Versöhnung, der Freundlichkeit
gegen Jedermann und der Huldigung und Ehrerbietung gegen
den Senat. Er rief die von Domitian Verbannten zurück, ersetzte,
so weit als möglich, die Veimögensverluste, machte überhaupt
das von seinem Vorgänger verübte Unrecht wieder gut, und ver¬
kaufte sogar, um sich hierzu und zu seinen sonstigen Handlungen
der Freigebigkeit die Mittel zu verschaffen, einen grossen Theil
der Kostbarkeiten des Palastes; er sorgte für das Volk durch
Gründung von Colonien und legte den Grund zu der grossartigen
Anstalt für arme Kinder, von welcher unter Trajan weiter die
Rede sein wird; dem Senat gab er die feierliche, während seiner
ganzen Regierung unverbrüchlich von ihm gehaltene Zusage, dass
keins seiner Mitglieder anders als durch den Senat selbst gerich¬
tet werden sollte; dabei bewies er auch für den äusseren Glanz
seiner Regierung ein lebendiges, thätiges Interesse, indem er z. B.
ein von Domitian angefangenes neues Forum vollendete, welches
sodann von ihm den Namen empfing.
Er war nach Allem, was wir von ihm hören, ein weiser,
würdiger und wohlwollender Fürst, der nach dem Ausdruck des
Tacitus mit der Alleinherrschaft die Freiheit zu vereinigen wusste,
und der mit Recht von sich sagen konnte, dass er die Herrschaft
so führe, dass er sie jederzeit ohne Gefahr für seine Sicherheit
niederlegen könne. Er war aber vielleicht zu mild, und dies war
es hauptsächlich, was seine Sicherheit denn doch gefährdete. Er
konnte es z. B. nicht über sich gewinnen, die gemeinen Werk¬
zeuge der Grausamkeit des Domitian so zu behandeln, wie sie
es verdienten, sie also zu bestrafen oder ihnen wenigstens seine
Ungnade zu beweisen. Er war daher auch nicht im Stande, die
Prätorianer mit starkem Arm in Zaum zu halten, die ohnehin
murrten, weil er nur der Kaiser des Senats, nicht aber des
Heeres sei. So geschah es, dass im October 97 hauptsächlich auf
Anstiften ihres Präfecten Casperius Aelianus, der von Domitian
eingesetzt und von Nerva in dieser einflussreichen Stellung be¬
lassen worden war, eine gefährliche Meuterei der Prätorianer
zum Ausbruch kam. Sie verlangten den Tod der Mörder des
Domitian, und Nerva, der den Aufrührern vergeblich seinen
Nacken darbot, musste es geschehen lassen und nachher sogar