Fünfter Zeitraum. Von 1517 bis 1648.
Erster Abschnitt. Die deutsche Reformation bis zum Augsburger
Religionsfrieden (1555).
I. Umwälzungen im Leben der europäischen Völker im
15. Jahrhundert.
1. Die Entdeckungen.
Nicht Wissensdurst war der Beweggrund, nicht die Erforschung § 1.
unbekannter Erdräume das Ziel der Entdeckungsfahrten des 15. Jahr¬
hunderts. Vielmehr wollte man die reichen Länder im Süden
und Osten Asiens, vornehmlich Indien, aufsuchen; man hoffte,
dort riesige Massen von Edelmetallen zu finden, und beabsich¬
tigte, das „Goldland“ (el Dorado) zu erobern.
Handelsverbindungen Westeuropas mit dem Orient gab
es auch im Mittelalter; Alexandria und Konstantinopel waren die
Mittelpunkte des levantinischen (Levante ital. = Orient) Handels.
Doch die Verteuerung, welche die Waren durch den Zwischen¬
handel erfuhren, machte die Aufsuchung eines unmittelbaren Handels¬
weges zur See wünschenswert. Und als die Türken Konstanti¬
nopel eroberten (1453) und jene Handelsverbindungen zerrissen,
wurde das Bedürfnis nach einem direkten Seewege nach Indien
dringender.
Die Kenntnis, dass die freischwebende Magnetnadel nach
Norden zeigt, erhielten die europäischen Völker am Ende des
12. Jahrhunderts. Erst allmählich benutzte man diese Eigenschaft
der Magnetnadel für die Schiffahrt und konstruierte den Kompass.
Er wurde ein wichtiges Hilfsmittel für die Seefahrt, wenngleich
es nicht richtig ist, dass erst jetzt Fahrten über den Ocean gewagt
wurden.
a) Die Portugiesen suchten die Aufgabe zu lösen, durch eine § 2.
lahrt nach Osten Indien zu erreichen. Zunächst galt es zu er-
Brettschneider, Hilfsbuch f. d. mittl. Kl., III. 1