Full text: Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen

— 140 - 
feit dem ^obe ihres Gemahls unheilbarer Trübsinn bas Leben 
verbüsterte, erhielt er ganz Spanien sowie bas Königreich Neapel; 
bazu kamen noch bte gewaltigen Besitzungen in ber neuen 
Welt. Es war kein leerer Ruhm, wenn man sagte, baß in seinem 
Reiche bie Sonne nicht untergehe. Dieser äußeren Machtstellung 
entsprachen geistige Vorzüge, bie ihn über alle gleichzeitigen Fürsten 
erhoben: ein klarer Verstanb, ein fester Wille unb eine unermüb= 
liche Thatkraft. Wenn er nun bei allebem bie schweren Ausgaben, 
welche an ihn herantraten, nur unvollkommen löste unb schließlich 
ganz an ihrer Ausführung verzweifelte, so ist bas ein schlagenber 
Beweis bafür, baß bie Verhältnisse stärker sinb als bie Menschen. 
Kein Fürst auch ist mehr geplagter gewesen als er. Am meisten 
wurde seine Thätigkeit in Anspruch genommen durch die Kämpfe mit 
Frankreich. Franz I., seit 1515 Herr von Mailand, machte auf Theile 
der burgundischen Lande unberechtigten Anspruch. Mit ihm hatte Karl 
vier Kriege zu führen. Im ersten (1521-1526) bildete den Wende¬ 
punkt die Schlacht bei Pa via, welche der Kaiser hauptsächlich durch die 
Tapferkeit deutscher Landsknechte unter Georg von Frnndsberg 
gewann. Der gefangene Franz wurde in Madrid zu einem ungünsti¬ 
gen Frieden gezwungen, den er sofort nach seiner Freilassung brach. Der 
zweite Krieg (1527—1529) war zunächst gegen Rom gerichtet, welches von 
den Truppen des französischen Ueberläusers Bourbon, der als einer der 
ersten beim Sturme fiel, dem Kaiser gewonnen wurde. Bei dieser Ge¬ 
legenheit erlebte der Papst den Schmerz die Gebräuche der katholischen 
Religion durch deutsche Krieger verspottet zu sehen. Im Verlaufe des 
Kampfes trat Genua vom französischen Bündnisse zurück, und sein 
Doge Andreas Doria erleichterte den Spaniern die Wiedereroberung 
des neapolitanischen Königreichs. Der Damenfriede zu Cambray ließ 
Franz im Besitze seines Herzogtums Bourgogue, machte aber Karl zum 
unbestrittenen Herrn Italiens (1529). Im folgenden Jahre fand feine 
Kaiserkrönung zu Bologna statt, die letzte, welche ein Papst per¬ 
sönlich vollzog. Die beiden nächsten Kriege führte der französische König 
als Verbündeter der Türken, doch erreichte er im Frieden zu Crespy 
(1544) nichts anders als den vorübergehenden Besitz Savoyens und Nizzas. 
Der zweite Hauptfeind des Kaisers waren die Türken. Den von 
diesen aus der Insel Rh odus vertriebenen Johannitern hatte er Malta 
als Station eingeräumt, von der aus sie das westliche Mittelmeer gegen 
muhamedanische Corsaren schützen sollten. Er selbst eroberte 1535 
-tunis und zwang den Vasall Solimans Chaireddin Barbarossa 
sich auf Algier zu beschränken. Die schönste Frucht des Sieges aber
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.