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feit dem ^obe ihres Gemahls unheilbarer Trübsinn bas Leben
verbüsterte, erhielt er ganz Spanien sowie bas Königreich Neapel;
bazu kamen noch bte gewaltigen Besitzungen in ber neuen
Welt. Es war kein leerer Ruhm, wenn man sagte, baß in seinem
Reiche bie Sonne nicht untergehe. Dieser äußeren Machtstellung
entsprachen geistige Vorzüge, bie ihn über alle gleichzeitigen Fürsten
erhoben: ein klarer Verstanb, ein fester Wille unb eine unermüb=
liche Thatkraft. Wenn er nun bei allebem bie schweren Ausgaben,
welche an ihn herantraten, nur unvollkommen löste unb schließlich
ganz an ihrer Ausführung verzweifelte, so ist bas ein schlagenber
Beweis bafür, baß bie Verhältnisse stärker sinb als bie Menschen.
Kein Fürst auch ist mehr geplagter gewesen als er. Am meisten
wurde seine Thätigkeit in Anspruch genommen durch die Kämpfe mit
Frankreich. Franz I., seit 1515 Herr von Mailand, machte auf Theile
der burgundischen Lande unberechtigten Anspruch. Mit ihm hatte Karl
vier Kriege zu führen. Im ersten (1521-1526) bildete den Wende¬
punkt die Schlacht bei Pa via, welche der Kaiser hauptsächlich durch die
Tapferkeit deutscher Landsknechte unter Georg von Frnndsberg
gewann. Der gefangene Franz wurde in Madrid zu einem ungünsti¬
gen Frieden gezwungen, den er sofort nach seiner Freilassung brach. Der
zweite Krieg (1527—1529) war zunächst gegen Rom gerichtet, welches von
den Truppen des französischen Ueberläusers Bourbon, der als einer der
ersten beim Sturme fiel, dem Kaiser gewonnen wurde. Bei dieser Ge¬
legenheit erlebte der Papst den Schmerz die Gebräuche der katholischen
Religion durch deutsche Krieger verspottet zu sehen. Im Verlaufe des
Kampfes trat Genua vom französischen Bündnisse zurück, und sein
Doge Andreas Doria erleichterte den Spaniern die Wiedereroberung
des neapolitanischen Königreichs. Der Damenfriede zu Cambray ließ
Franz im Besitze seines Herzogtums Bourgogue, machte aber Karl zum
unbestrittenen Herrn Italiens (1529). Im folgenden Jahre fand feine
Kaiserkrönung zu Bologna statt, die letzte, welche ein Papst per¬
sönlich vollzog. Die beiden nächsten Kriege führte der französische König
als Verbündeter der Türken, doch erreichte er im Frieden zu Crespy
(1544) nichts anders als den vorübergehenden Besitz Savoyens und Nizzas.
Der zweite Hauptfeind des Kaisers waren die Türken. Den von
diesen aus der Insel Rh odus vertriebenen Johannitern hatte er Malta
als Station eingeräumt, von der aus sie das westliche Mittelmeer gegen
muhamedanische Corsaren schützen sollten. Er selbst eroberte 1535
-tunis und zwang den Vasall Solimans Chaireddin Barbarossa
sich auf Algier zu beschränken. Die schönste Frucht des Sieges aber