Tobe folgte 975 die Trennung des Reichs in den Süden Juda
und den Norden Israel. Das letztere Theilreich fiel zunächst
den Assyrern, das erstere, welches den Glauben an den einen
Stammgott Jahve reiner bewahrt hatte, den Babyloniern als
Deute zu. In der Verbannung an die Ufer des Euphrat ge¬
schleppt verloren sie, durch Propheten getröstet, die Hoffnung
auf die Rückkehr nach Zion nicht, die sich unter persischer
Herrschaft verwirklichte.
§ 4. Kleinasien.
Zwischen dem Pontos im Norden, dem griechischen Archipel
im Westen und einem andern Theile des Mittelmeers im Süden
erhebt sich von schmaler Küstenniederung umsäumt das Plateau
von Kleinasien. Im Osten schneidet das armenische Hoch¬
land und der Oberlauf des Euphrat dasselbe vom asiatischen
Kontinente ab. Von Süden drängten syrische, von Norden
kaukasische Völkerschaften in das Land, um sich theils mit
einander zu Mischvölkern zu vereinigen, theils unvermittelt neben
einander zu bestehen. Die wichtigsten Nationen sind die Dar-
daner am Hellesponte, die Lyder, deren Reich sich zur Zeit
seiner höchsten Blüte über Phrygien hinaus bis zum Halys
(Kisil Jrrnak) erstreckte, die Lykier in der Südostecke, die Ki-
liker im Süden.
Die Hauptstadt der Dardaner Troja oder Ilion ist be¬
rühmt geworden durch den von der Sage ausgeschmückten zehn¬
jährigen Krieg gegen die Hellenen, der durch den Einzelsieg
des Achilleus über den wackeren Hektor zu Gunsten der
letzteren entschieden wurde.
Die Lykier waren als kühne Seeräuber von den Aegyptern,
von welchen sie L e k a genannt wurden, gefürchtet; trotzdem waren
sie schon frühe im Besitze einer nicht unbedeutenden Kultur und
scheinen auf die griechische wesentlichen Einfluß geübt zu haben.
Auch die lydischen Herrscher, besonders der reiche Krösus,
kamen vielfach mit den Griechen in Berührung und zwar in
freundliche. Der genannte König besaß die Kühnheit dem per¬
sischen Eroberer Kyros amHalys im Kampfe gegenüberzutreten.