Full text: Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen

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§ 48. Der Volkskrieg gegen Napoleon. 
Im September 1808 stand Napoleon auf der Höhe seiner Macht 
und entfaltete sie in Erfurt mit dem Zaren Alexander kokettierend 
vor einem Parterre von Königen. Bon dort begab er sich nach der 
pyrenäischen Halbinsel, wo ihm Portugal durch seine Weigerung gegen 
die Continentalsperre trotzte und Spanien durch Zwistigkeiten in der 
königlichen Familie erwünschten Anlaß zur Einmischung und zur Grün¬ 
dung eines bouapartistischeu Thrones bot. Dem aber widersetzte sich 
das gut katholische Volk und fand Stütze bei England. (Wellesley, 
Herzog von Wellington.) So lange nun der Kaiser selbst zugegen 
war, schien der Sieg an seine Fahnen gefesselt, als er sich aber im 
folgenden Jahre nach Norden wenden mußte, begattn vou fanatischen 
Mönchen gepredigt der Volkskrieg der Guerillabanden, welcher den Ein¬ 
dringling Joseph immer mehr in die Enge trieb. Auf Setten der 
Spanier und Engländer fochten viele Deutsche freiwillig, im französischen 
Heere viele gezwungen. 
Die Entfernung Napoleons machte in Oesterreich die Hoff¬ 
nung rege durch eine Schilderhebung ganz Deutschland gegen die 
Fremdherrschaft in Waffen zu bringen. Jedoch es konnte mit 
der Blitzesschnelligkeit seines Gegners nicht Schritt halten.^ Haupt¬ 
sächlich mit Rheinbundstruppen lieferte er eine Reihe kleinerer 
siegreicher Gefechte, die ihm den Einzug in Wien ermöglichten. 
Aber am 21. und 22. Mai 1809 wehrte ihm der Erzherzog 
Karl erfolgreich den Donauübergang bei Aspern und nötigte 
ihn zu einer sechswöchentlichen Ruhe, nach deren Verlauf die 
blutige Schlacht bei Wagram trotz der Tapferkeit der Oester¬ 
reicher sich gegen sie entschied. 
Während dieser Kämpfe hatten mit den Spaniern wetteifernd 
die Tyroler sich erhoben, die der Sandwirt von Passeyer Andreas 
Hofer und seine Genossen zum Siege gegen Baiern und Fran¬ 
zosen führten. Desgleichen versuchten der preußische Major 
Schill, der Hesse Dörnberg und der verbannte Herzog von 
Braunschweig durch ihre kühnen Ausstände das Volk mit fort¬ 
zureißen. Es war noch zu früh; der erste schlug sich heldenmütig 
bis Stralsund durch, wo er im Kampfe mit Holländern und Dänen 
seinen Tod fand und elf seiner Offiziere gefangen wurden, die 
man später in Wesel erschoß. Dörnbergs schlecht ins Werk ge-
	        
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