Full text: Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen

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setzter Anschlag misrieth gänzlich, und er konnte von Glück sagen, 
daß ihm seine Flucht nach Böhmen gelang; dem Braunschweiger 
endlich, den England im Stiche ließ, glückte es Elsfleth zu er¬ 
reichen und sich und die Seinen für bessere Tage übers Meer 
zu retten. Oesterreich schloß am 14. Oktob. den Frieden zu 
Schönbrunn (Wien), der ihm 2000 Quadratmeilen kostete und 
außer Frankreich Settern und Rußland bereicherte. In dem 
Friedensschluß ward Hofer nicht einbegriffen, der, nachdem er 
eine Zeitlang den Feinden verborgen geblieben war, durch Ver¬ 
rat in ihre Hände fiel und auf Napoleons Befehl zu Mantua 
erschossen wurde (20. Febr. 1810). 
Das Jahr 1810 weist Thaten des größten Uebermutes auf. König 
Ludwig Napoleon, welcher die Continentalsperre nicht streng genug 
ausführte, legte die Krone nieder, was den Kaiser veranlaßte das ganze 
Land als Anschwemmung des französischen Rheins mit Frankreich zu 
vereinigen. Dasselbe that er mit Ostfriesland, Oldenburg und deu 
Hansestädten, so daß sein Reich damals 140 Departements statt 83 uud 
fast die doppelte Anzahl der Einwohner wie zehn Jahre vorher befaß. 
Es war mit Ruhm gesättigt, aber er kam ihm theuer zu stehn. Um 
sich einen legitimen Erben zu verschaffen, trennte Napoleon seine Ehe 
mit der edeln Joseph ine Beauharnais, der treuen Gefährtin auf 
feinem abenteuerlichen Lebeuswege, und vermählte sich mit Marie 
Luise, der Tochter seines erbittertsten Gegners Franz. Sie gebar ihm 
im Kometenjahre 1811 den Köuig von Rom. 
Weil Alexander I. durch die Einziehung Oldenburgs, dessen 
Herzog mit dem russischen Kaiserhause nahe verwandt war, tief 
gekränkt, fein Reich durch die Kontinentalsperre schwer geschädigt 
wurde, so forderte er Abstellung seiner Beschwerden und Räu¬ 
mung Preußens, sonst solle der Krieg entscheiden. Napoleon 
zauderte nicht und warf eine halbe Million Menschen, darunter 
Preußen und Oesterreich er, ins Zarenreich, das rasch seinen 
Frieden mit der Türkei schloß. Durch die Siege bei Smolensk, 
Borodino und an der Moskwa erzwangen sich die Franzosen 
den Einzug in Moskau, fanden aber die Stadt verlassen und 
hatten bald mit dem furchtbarsten Brande zu kämpfen. Nachdem 
die Friedensanträge Napoleons, Dank dem entschiedenen Drängen 
Steins, von Alexander abgewiesen worden waren, zog man sich 
zurück verfolgt von Kosaken und dem erbitterten Volke, gepeinigt
	        
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