Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen

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ungeladen, aber alle herzlich willkommen geheißen. Selbst Italiener 
und Spanier, Franzosen und Engländer fanden sich unter der bunten 
Menge. 
b) Dem Erzbischöfe Konrad I. von Mainz folgten in strahlen¬ 
den Helmen und Panzern 1000 Ritter; beim Herzog bort Böhmen 
waren 2000, beim Erzbischöfe von Köln 1500, beim Rheinpfalzgrafen 
Über 1000, ebenso viele bei dem Landgrafen Hermann von Thüringen, 
dem kunstsinnigen und ritterlichen Ahnen unsrer hessischen Regenten¬ 
linie. Den Herzog von Sachsen begleiteten 700 Ritter, den von 
Österreich 500. Die Zahl der anwesenden Ritter soll 40,000 betragen 
haben. 
c) Der Kaiser machte den Wirt. An Speisen und Getränken 
war Überfluß; er spendete alles im reichsten Maße. So weit das 
Auge reichte, war der Rhein mit Schiffen bedeckt, die Lebensrnittel zu¬ 
geführt hatten. Zwei Hallen von größtem Umfange waren von unten 
bis oben mit Hühnern und Hahnen angefüllt; ganze Herden von Rin¬ 
dern und Schafen wurden herbeigetrieben, um hier am Bratspieße 
gebraten zu werden. Am meisten aber ward der unermeßliche Wein¬ 
vorrat bewundert, den der Kaiser rheinauf- und rheinabwärts hatte 
kommen lasten. 
Auch für geistige Genüffe war gesorgt. Schauspieler und 
Gaukler ergötzten die Menge mit ihren Künsten; Affen und andre 
seltsame fremdländische Tiere erregten Staunen und Verwunderung; 
dazwischen erfüllten die Lieder der zahlreich erschienenen Sänger das 
Herz mit Lust. 
Inmitten der Bretterhäuser und Leinwandzelte erhob sich 
eine kaiserliche Pfalz nebst Kapelle für Kaiser Friedrich und seine Fa¬ 
milie. Glorreich und ungebeugt sah man ihn neben seiner Gemahlin 
Beatrix von Burgund, leuchtend wie Sonne und Mond, im Kreise seiner 
fünf blühenden Söhne und erlauchten Gäste. 
Er selbst turnierte, wie in jungen Tagen; dann sah er den rit¬ 
terlichen Spielen andrer zu. Seinen Söhnen Heinrich und Friedrich 
gab er in eigner Person den Ritterschlag. Gern lauschte er den 
Worten und Tönen der Sänger; denn Musik, Minnegesang und Hel¬ 
denlied zu lieben, war Staufenart. 
Drei Tage währte der Jubel; selbst ein heftiger Sturm, der 
viele Zelte niederriß, vermochte die Festfreude nicht zu stören. 
Kaiser und Volk waren vereint, wie im heitren Familienkreise. 
Nie war in der Christenheit ein ähnliches Fest gefeiert worden. Lange 
lebte es in der Erinnerung fort. Viele Dichter jener Zeit gedenken 
in ihren Schilderungen der glanzvollen Tage des Mainzer Reichs¬ 
festes, rühmen die Hoheit des Kaisers, die Herablassung der Kaiserin, 
die Schönheit der Frauen und die Prachtentfaltung der Ritter.
	        
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