Der erste und zweite Perserkrieg. 101
wäre dann gern an die Spitze der Aufständischen getreten, aber
die Mileser wollten nichts von ihm wissen, und als er sich dann zu
dem persischen Statthalter Artaphernes nach Sardes begab,
sagte ihm dieser: „Du haft den Schuh gemacht und Aristägoras
hat ihn angezogen." Diese Worte beunruhigten ihn und er
entfloh, fiel aber den Persern wieder in die Hände uud ward
von Artaphernes gespießt. Das abgeschnittene Haupt des
Hiftiäos schickte Artaphernes dem Dareios, welcher aber die
That beklagte, und dasselbe ehrenvoll bestatten ließ.
3. Der erste perserkrieg (492 v. CI)r.)
Dareios war über das Einmischen der Athener in die Em¬
pörung der Jouer um so mehr erbittert, als sie erst kurz vor¬
her die Aufforderung der Perser, den vertriebenen Hippias wie¬
der aufzunehmen, entschieden zurückgewiesen hatten (S. 98). Er be¬
schloß daher sie zu züchtigen, und damit er dies ja nicht vergäße, so
mußte ihm ein Diener täglich bei der Tafel zurufen: „O Herr!
vergiß die Athener nicht!" Er gedachte ihrer auch wirklich. Ein
großes Landheer wurde von seinem Schwiegersohn Mardönios
hinübergeführt, während eine Flotte längs den griechischen Küsten
hinsteuerte, beides in der Absicht, ganz Griechenland zu unter¬
werfen. Aber bald kamen die kläglichen Überreste beider Heere nach
Kleinasien zurück, und Mardönios erzählte, wie jenes von den
wilden Bewohnern Thrakiens überfallen worden, und die Flotte
von einem Sturme am Vorgebirge Athos so mitgenommen
wäre, daß 20,000 in den Wellen ihr Grab gefunden hätten.
Dareios schob den unglücklichen Ausgang des Zuges auf die
Ungeschicklichkeit des Mardönios, und rüstete ein noch viel größeres
Heer ans. Einstweilen aber schickte er Boten nach Griechenland,
welche von den einzelnen Staaten Erde uud Wasser zum Zeichen
der Unterwerfung verlangten. In Theben und in ganz Böotien,
auch auf mehreren Inseln leistete man der Forderung Ge¬
horsam ; in den beiden Staaten aber, in denen durch vortreffliche
Gesetzgebung das Selbstbewußtsein erstarkt war, verweigerte man
die Unterwerfung: in Athen wurden die persischen Gesandten
in einen Abgrund, in Sparta in einen Bruuueu geworfen,
damit sie sich da selbst Erde und Wasser holten.
4. Der ;weite Perserkrieg. Marathon (490 v. Chr.)
Jetzt galt keine Gnade mehr. Unter Dätis und feinem
Neffen Artaphernes schickte Dareios ein furchtbares Heer