Verschwörung gegen Cäsar.
aber nach derselben von Cäsar nicht nur begnadigt, sondern selbst
mit Wohlthaten überhäuft worden. Brutus war überdies Cäsars
Pflegesohu, und von ihm immer recht innig geliebt worden. Aber
es war das Gemüt dieses jungen Römers so von dem Gefühl
für die Freiheit eingenommen, daß er alle Pflichten der Liebe
und Dankbarkeit vergaß. Die Verschwörung war bald reif,
und der 15. März 44 wurde zur Ausführung bestimmt. Wenn
Cäsar an diesem Tage in den Senat käme, so sollte er unter
den Dolchen der Verschworenen fallen.
Übrigens hatte Cäsar verschiedene Warnungen erhalten; er
war nur gar zu sicher. Er wußte wohl, daß seine Feinde ge¬
heime Versammlungen hielten; nur konnte er der Sache nicht
recht auf den Grund kommen. Besonders traute er dem Cassins
nicht. Er fragte mehrmals feine Freunde: „Was haltet ihr vom
Cassins? Mir gefällt er wegen seiner Blässe nicht?" Am Abende
vor dem 15. März war Cäsar bei einem Freunde zu Gaste.
Während er einige Briefe unterschrieb, unterhielten sich die andern
über die beste Todesart. Plötzlich hielt er mit Schreiben inne
und rief: „Der unerwartetste Tod ist der beste!" Und diesen Tod
hat er gefunden.
Am Morgen des 15. März wollte er zu Hanfe bleiben;
denn er fühlte sich unwohl, und feine Frau hatte einen schweren
Traum gehabt, der sie sehr ängstigte; sie bat ihn daher zu Hause
zu bleiben. Da trat einer der Verschworenen zu ihm ein, und
redete ihm zu, doch ja zu kommen; „der Senat ist schon ver¬
sammelt, und will dir die Königskrone antragen; was würde er
denken, wenn du nicht kämest?" Cäsar ließ sich bereden, und
ging. Unterwegs sah er einen Wahrsager, der ihn vor diesem
Tage gewarnt hatte; diesem rief er zu: „Nun, siehst du, der
15. März ist da!" — „Wohl!" antwortete ihm jener „er ist
aber noch nicht vorüber." — Als er auf den Markt kam, drängte
sich ein Grieche, den Cäsar kannte, eilig heran, und überreichte
ihm einen Brief, in welchem die ganze Verschwörung auseinander
gesetzt war. „Cäsar, lies diesen Brief allein und geschwind,"
raunte er ihm zu: „er enthält sehr wichtige Diuge, die dich be¬
treffen!" Schon wollte er ihn lesen, da drängten die Ver¬
schworenen sich heran, und beschäftigten ihn mit Reden so lange,
bis er in bie Ratsversammlung trat. Sobald er sich gesetzt hatte,
näherten sich ihm die Verschworenen mit verborgenen Dolchen.,
Einer von ihnen, Tullius Cimber, trat vor ihn hin, und bat ihn
zum Scheine um die Znrückbernsnng seines Bruders, der ans
Rom verbannt worden war. Da Cäsar dies abschlug, drängten
sich die andern heran, als wenn sie die Bitte jenes unterstützen