Seine Ermordung. Antonius. 251
wollten, und griffen nach seinen Händen. Er aber wollte auf¬
stehen, da er das Gedränge sah. Jetzt faßte ihn Eimber bei
seiner Toga, nnd suchte ihm diese vom Halse zu reißen; das
war das verabredete Zeichen. Alle drängten stärker, nnd Cäsar
schrie laut: „Das siud uicht Bitten! Das ist Gewalt!" Bei
diesen Worten stieß ihm Casca von hinten den Dolch in die
Schulter. „Nichtswürdiger Casca!" rief Cäsar, und schlug nach
ihm, „was machst du?" — Casca aber ries seinen Bruder zu
Hilfe. Noch einmal versuchte Cäsar anfzusteheu und durchzubrechen;
aber von allen Seiten blitzten ihm Dolche und Schwerter ent¬
gegen. Mit blinder Wut stachelt und hieben die Verschworenen
ans den Unglücklichen ein, der eine Zeitlang mit vorgehaltenem
Arme die Stöße abhielt. Als er aber auch den Brutus auf ihn
eindringen sah, rief er wehmütig aus: „O mein Sohn! anch
du bist unter ihnen!" hüllte das Angesicht in den Mantel, und
sank, ohne weitere Gegenwehr, mit 23 Wunden bedeckt, tot neben
der Bildsäule des Pompejns zu Boden. Während dieser Schand¬
that jatf der Senat vor Schrecken gelähmt, teilnahmslos da.
Als sich aber Brutus wandte, um eine Rede zu halten, verließen
alle bestürzt den Schauplatz des Mordes.
Die Verschworenen wußten nun selbst nicht recht, welche
Einrichtung sie dem Staate geben wollten. Kaum bemerkte mau
aber ihre Unentschlossenheit, so bekamen die Freunde des Cäsar
wieder Mut. Indessen hielten es die Vernünftigeren, unter ihnen
auch Cicero, für das Beste, da ja doch die That einmal ge¬
schehen war, sich mit den Mördern auszusöhnen, aber die Ver¬
ordnungen Cäsars bestehen zu lassen. Allein die Leichenrede, welche
der Cousul Antonius dem Verstorbenen hielt, änderte alles.
Auf einem hohen Gerüste war die Leiche prachtvoll ausgestellt.
Antonius hielt dem Volke vor, welche Liebe Cäsar für sie alle
gehabt, und wie er diese zuletzt durch sein Testament bewiesen
habe, in welchem jedem Bürger ein Legat von 300 ©estertien
(60 Mark) ausgesetzt, nnd seine Gärten zum öffentlichen Gebrauche
bestimmt waren. Zuletzt hob er das Mutige Gewand des Er¬
mordeten in die Höhe, und zeigte ihnen die von den Dolchstichen
zurückgelassenen Spuren. Länger hielt sich das Volk nicht. Es
stürmte durch die _ Straßen der Stadt, suchte die Mörder auf
unt) konnte nur mit Mühe abgehalten werden, die Häuser der¬
selben niederzureißen. Brutus, Caffius und ihre Freunde ver¬
ließen eiligst Rom; Brutus ging nach Makedonien, Cassius nach
Spanien, welche Provinzen ihnen noch von Cäsar verliehen wor¬
den waren.