Full text: Das Mittelalter (Band 2)

Ihre Eroberungen. ‘1 
Streiter einzogen. A m r n, der Feldherr Omars, führte die 
kühnen Scharen weiter nach Ägypten und nahm das feite Alexan¬ 
dria durch eine I4mouatliche Belagerung ein (640). Nach der Be¬ 
zwingung der Stadt fragte, wie die Sage erzählt, Amrn betjemem 
Herrn an, was er mit der dafelbst aufgefundenen großen Biblio¬ 
thek beginnen follte. „Entweder" — lautete der Bescheid — „ent¬ 
halten die betreffenden Bücher dasselbe, was im Koran steht, 
und dann sind sie überflüssig, oder sie enthalten etwas anderes 
und dann sind sie schädlich. Befiehl also, daß sie vernichtet 
werden." Und so soll man denn sechs Wochen lang die öffent¬ 
lichen Bader der Stadt mit den klassischen Werken des Altertums 
geheizt Habens. - Nach der Bezwingung Ägyptens richteten die 
Araber ihren Blick auf das Perserreich, das sie nach einer Reihe 
blutiger Siege zur Unterwerfung brachten (642). siegreich durch¬ 
zogen nunmehr die Araber die östlichen Gebirgsländer unt> trugen 
Muhämeds Lehre bis an den oberen Indus. Der persische 
Feuerdienst erlag dem Koran; fortan blieb der ^ -J- a m 
die herrschende Religion des Morgenlande^. ~mar 
siel im Jahre 644 durch deu Dolch eines gemeinen^ Persers, 
und der alte Osm an erlangte die Würde eines Kalifen. Als 
auch dieser ermordet wurde (656), erhielt endlich Ali (656—661) 
die Nachfolge; aber die Familie der Omejjad en erregte 
gegen ihn einen Bürgerkrieg, in welchem er und fein ganzem 
Hans untergingen. . _ , 
Die Unterdrückung des Hauses Alt erzeugte große Spal¬ 
tungen unter den Mnhamedanern. Biele derselben glaubten, nur 
dem Ali habe die Herrschaft gebührt und Abu Bekr, _ Omar und 
Osm an wären unrechtmäßige Regenten gewesen. Sie verehrten 
daher den frommen Ali als einen Märtyrer und Heiligen. Die 
Anhänger des Hauses Ali, welche sich besonders in Persien aus¬ 
breiteten, bekamen den Namen „Schiiten" oder Sektirer. Ihnen 
standen die „Sunniten" entgegen, welche neben dem Koran eine 
Sunna oder Tradition (Überlieferung) annehmen, die sich auf 
das Beispiel Muhämeds gründete. Keine Zeit hat diese Par¬ 
teiungen zu einigen vermocht. Noch heute nähren die Perser als 
Schiiten einen unversöhnlichen Haß gegen die, welche jene drei 
Kalifen für rechtmäßig halten. 
Mit Moavijah kam das Haus der Omejjaden (661—750) 
1) Mit Unrecht beschuldigt man jedoch die Araber dieses Bandaüs- 
mus. Ein Teil der Bibliothek ging bereits bei der Belagerung der 
Stadt durch Julius Cäsar in Flammen auf und der übrige Teil, der 
sich in einem Tempel des Jupiter befand, wurde im Jahre 391 samt 
diesem verbrannt.
	        
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