Der spanische Erbfolgekrieg. 225
1667 mir dem Kaiser Unterhandlungen wegen ihrer Teilung ange¬
knüpft, die am 18. Jannar 1668 zu einem Teilungsvertrage führten,
nach welchem der Kaiser Spanien, Indien, Mailand, die Besitz¬
ungen und Juselu an der Küste von Toskana, Sardinien, die
Balearen und die kanarischen Inseln, Ludwig die Niederlande,
die Frauche-Comts , Navarra, Neapel und Sicilien , die afrika¬
nischen Besitzungen und die Philippinen erhalten sollte. Als
Karl II. sich nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Maria
Louise, einer Tochter des Herzogs Philipp von Orleans, mit
Maria Anna, einer Tochter des Kurfürsten von der Pfalz nnd
Schwester der Kaiserin, vermählte, schien das Ansehen der öster¬
reichischen Partei in Spanien zu wachsen. Wirklich bewog die
Königin, so wenig beliebt sie auch war, den schwachen König zur
Zurücknahme eines Testaments, das er auf Andringen seiner in¬
zwischen gestorbenen Mutter Maria Anna von Österreich zu Gun¬
sten des Kurprinzen von Bayern gemacht hatte. Nach dem Rys-
wijker Frieden knüpfte daher Ludwig XIV. neue Unterhandlun¬
gen mit England und Holland an, die zu einem Teilungsver¬
trage führten, der am 11. Oktober 1698 im Haag unterzeichnet
wurde. Frankreich sollte Neapel, Sicilien, die Presidios, Finale
und Gnipnzcoa erhalten, der Erzherzog Karl Mailand, alles
übrige der Kurprinz von Bayern, und wenn derselbe ohne
Kinder stürbe, sollte ihm sein Vater in der Regierung folgen. Dies
bewog aber den König Karl, im November 1698 den bayerischen
Kurprinzen zu seinem Nachfolger nnd zum rechtmäßigen Erben
aller seiner Rechte und Länder zu ernennen, und für deu Fall,
daß er selbst mit Tod abginge, ehe der Prinz volljährig wäre,
die Regentschaft der Königin zu übertragen, welcher eine Junta
zur Seite stehen sollte, zu deren Mitgliedern er den Kardinal
von Toledo, die Präsidenten von Castilien und Aragouien, den
Generalinquisitor, einen der Staatsräte nnd einen Granden von
Spanien bestimmte; aber unerwartet starb der Kurprinz im Fe¬
bruar 1699, erst sieben Jahre alt, an den Pocken, und Ludwig
unterhandelte nun mit England und Holland von neuem wegen
der Teilung, wonach der Dauphin Neapel und Sicilieu, die spa¬
nische Landschaft Guipuzcoa und Lothringen, alles übrige aber
der Erzherzog Karl erhalten sollte; der Herzog von Lothringen
sollte durch Mailand entschädigt werden. Der Kaiser versagte
jedoch seine Zustimmung, nnd auch die Spanier wollten von
einer Teilung nichts wissen. Leicht hätte Österreich das Ganze
erhalten können; aber während sein Gesandter, Graf Harr ach,
unthätig blieb, war der französische Gesandte, der Marquis von
Harconrt, desto thätiger; und so kam es dahin, daß Karl II.
Hoffmann, Weltgeschichte :c. III. 15