Die letzten Stuarts. 265
zwang, gemäß welchem bie hollänbischen Schiffe vor den bri¬
tischen bie Flagge streichen mußten. Auch im Kriege gegen
Spanien siegte bie englische Flotte itrtb eroberte Jamaika imb
Dünkirch en. Überall wnrbe Cromwells Name mit Ruhm ge¬
nannt. In Euglanb bot bas neue Parlament bem gefeierten
Helben sogar ben Königstitel an, ben er aber ablehnte, vielleicht
ans Furcht vor Cäsars Schicksal.
Jeboch alle äußere Macht uub aller äußere Glanz können
nicht glücklich machen, wenn her innere Friebe fehlt. Der Ver¬
rat an seinem Könige lag schwer auf seiner Seele nrtb quälte
ihn mit fieigettber Angst. Überall glaubte er sich von Mörbern
umlauert, beren Dolche ihm bie angemaßte Herrschaft wieber ent¬
reißen wollten; mit argwöhnischen Blicken prüfte er jeben An¬
wesenden. Er fuhr nie ohne Wache aus unb kehrte nicht leicht
auf bentselben Wege zurück, ben er gekommen war. Unter seiner
Kleibung trug er einen Panzer unb schlief selten zwei Nächte
nach einander in bemselben Zimmer, bamit keiner wisse, wo er
sich besinbe. Von einem so sorgenvollen Leben befreite ihn enb-
lich ber Tob an seinem Geburtstage, bei: ihm stets ein Glücks¬
tag gewesen , am 3. September 1658 , in einem Alter von 59
Jahren.
(i. Die letzten Stuarts.
Nach Cromwells Tobe übertrug ber Staatsrat dessen älte¬
stem Sohne Richard die Würde eines Prorektors, der sie aber
im Gefühl seiner Schwäche schon im folgenden Jahre niederlegte
(1659). Das Rumpfparlament ward nun wieder berufen, aber
so republikanisch es sich auch zeigte, von den Häuptern des Hee¬
res, die ihren Einfluß zu verlieren fürchteten, aufgelöst. Diesen
Zwiespalt benutzte General M o n k, der unter dem Scheine re¬
publikanischer Gesinnung die Treue für das alte Königshaus be¬
wahrt und wohl erkannt hatte, daß das Königtum unter dem
Volke die tiefsten. Wurzeln geschlagen habe, um an der Spitze
eines Heeres gegen London vorzurücken. Allmählich erreichte er
sein Ziel; ein Ober- und Unterhaus ward berufen, bas fast
ganz aus königlich gesinnten Mitgliebern bestand. Dieses be¬
schloß auf seinen Antrag die Zurückberufung Karls II. auf den
Königsthron, und im Jahre 1660 zog der Sohn des vor elf
Jahren gemordeten Königs Karl I. in feiner Hauptstadt ein.
Alle Straßen waren mit Blumen bedeckt, unaufhörliches Beifalls¬
geschrei erhob sich. „Wo sind denn meine Feinde?" rief der
König aus, „Gewiß, es muß meine Schuld sein, daß ich nicht