Revolutionäre Bewegungen in Preußen. 117
Dutzend Franzosen und Polen angeschlossen, zur Unterstützung
des badischen Ausstandes herbeigeeilt war. Nachdem er bei
Kleinkembs, unterhalb B a sel, den Rhein überschritten, stieß
er am 27. April bei dem Dorfe Dossenbach aus eine halbe
Kompagnie Würtemberger, vor welcher er nach kaum begonnenem
Kampfe, ebenso feig in der That, als keck im Wort, schmählich
Reißaus nahm. Während viele seiner Seilte aus der Flucht er¬
schossen wurden, entkam er selbst unter dem Spritzleder eines
kleinen Wagens versteckt, den seine Frau lenkte", über die
Schweizergrenze.
Nicht minder g^oß, als im übrigen Deutschland, war die
Ausregung, welche die Februarrevolution in Preußen hervor¬
gerufen, und bald steigerte sich dieselbe zur ernstesten Gesahr für
die preußische Monarchie.
Wie aus dem kirchlichen Gebiete, so hatte Friedrich
Wilhelm IV. auch aus dem politischen berechtigten Wünschen
entgegen zu kommen gesucht, und verschiedene, gleich beim Be¬
ginne ieiner Regierung getroffene Maßregeln bekundeten seinen
Entschluß, dem öffentlichen Leben eine freiere Bewegung zu ge¬
statten. Dem Drängen der verfassungsmäßigen Partei nach Be¬
willigung einer Reichsverfassung gab er jedoch nicht nach, indem
er in der Beibehaltung der einzelnen Provinziallandtage eine
sichere Bürgschaft für Preußens Wohl erblickte. Dadurch rief er
jeboch eine mehr und mehr erstarkende Bewegung hervor, die
auch durch die im Jahre 1847 erfolgte Zusammenberusnug eines
aus sämtlichen Mitgliedern der Prvvinzialstände bestehenden „ver¬
einigten Landtages" nicht beschwichtigt wurde, weil der König
ans demselben ausdrücklich erklärt hatte: „Er werde nimmer¬
mehr zugeben, daß sich zwischen ihn unb das Land ein geschrie¬
benem Blatt" — eine Charte — „gleichsam als zweite Vorsehung
eindränge." — Aber gerade durch die Errichtung des vereinig¬
ten Landtages hatte der König eingestanden, daß der alte Abso¬
lutismus nicht mehr au der Zeit sei, daß der alte „Bund" re¬
formiert werden müsse; nur die rechten Folgerungen hatte er
utcht bedacht; sondern dort bei seinen ständischen Ideen verharrt,
liier sich mit Vorschlägen begnügt, deren Annahme zu erzwingen
er nicht genullt war. Die freisinnige Partei kam daher zu der
Überzeugung, daß er so wenig wie die anderen deutschen Fürsten
dein deutschen Volke die politische Freiheit und nationale Ein¬
heit verschaffen werde, wenn sie nicht selbst handle. Die Ans-