— 32 —
an ihren alten Göttern treu festhielten. Die Franken wurden von ihnen
gehaßt, und an den Grenzen nahmen Kampf, Raub und Brandstiftun¬
gen kein Ende. Auf dem Maifeld zu Worms wurde im Jahre 772 der
Krieg gegen die Sachsen beschlossen. Man ahnte damals noch nicht,
daß er dreißig Jahre dauern sollte.
Karl drang siegreich in das Sachsenland vor und gelangte zur
Weser, in deren Nähe er die Er es bürg (Obermarsberg) eroberte
und die Jrmensul, das Nationalheiligtum der Sachsen, zerstörte. Die
Sachsen baten um Frieden, stellten Geiseln und versprachen, das Chri¬
stentum anzunehmen. Ihr Hauptanführer W i t t e k i n d floh jedoch nach
Dänemark, um günstigere Zeiten abzuwarten. Karl zog alsdann nach
Italien, wo er dem Papste im Kampfe gegen die Langobarden
beiftand.
Kaum aber hatte er den Sachsen den Rücken gewandt, da er¬
hoben sie sich unter ihrem zurückgekehrten Anführer zum Kampfe für
die Freiheit ihres Landes. Schnell rückte Karl mit Heeresmacht heran,
schlug die Sachsen zurück und gelangte bis Paderborn, wo er einen
Reichstag (777) abhielt. Die Anführer der Sachsen erschienen und
gelobten Unterwerfung und Treue. Wittekind hatte sich aber wiederum
nicht eingefunden.
Während der König einen Zug nach Spanien zur Bekämpfung
der Mauren machte, brach Wittekind aus seinem Versteck an der Weser
hervor, rief sein Volk abermals zum Freiheitskampf auf und verwüstete
alles Land bis an den Rhein. Schnell eilte Karl herbei, schlug die
Sachsen bei Bocholt in Westfalen und drang siegreich bis zur Elbe
vor. Er hielt das Sachsenland für unterworfen, setzte fränkische Grafen
ein und verlangte die Heerespflicht. Als er aber ein neues Heer zum
Kampfe gegen die Sorben aufbot, wurden die Franken am Berge
S ü n t e l von Wittekind überfallen und fast vollständig vernichtet. Karl
ging jetzt mit schärferen Mitteln gegen die Sachsen vor und hielt zu
Verden (spr. Fehrden) an der Aller (782) ein strenges Strafgericht
ab; 4500 vornehme Sachsen soll er hier haben enthaupten lassen?)
Die Sachsen erhoben sich noch einmal zum letzten Verzweiflungs¬
kampf. Bei Detmold kam es (783) zu einer fürchterlichen Schlacht,
in der die Sachsen kaum standhielten; in einer zweiten Schlacht an der
Hase bei Osnabrück wurden die Sachsen abermals vollständig geschla-
*) Diese Sage ist wohl entstanden durch die fehlerhafte Abschrift eines
Mönches: decollati sunt => sie wurden hingerichtet, statt delocati sunt = sie
wurden angesiedelt [im Frankenreichel. Wahrscheinlich wurden nur einige ?ln»
führet: hingerichtet.