Object: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters (Bd. 2)

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an ihren alten Göttern treu festhielten. Die Franken wurden von ihnen 
gehaßt, und an den Grenzen nahmen Kampf, Raub und Brandstiftun¬ 
gen kein Ende. Auf dem Maifeld zu Worms wurde im Jahre 772 der 
Krieg gegen die Sachsen beschlossen. Man ahnte damals noch nicht, 
daß er dreißig Jahre dauern sollte. 
Karl drang siegreich in das Sachsenland vor und gelangte zur 
Weser, in deren Nähe er die Er es bürg (Obermarsberg) eroberte 
und die Jrmensul, das Nationalheiligtum der Sachsen, zerstörte. Die 
Sachsen baten um Frieden, stellten Geiseln und versprachen, das Chri¬ 
stentum anzunehmen. Ihr Hauptanführer W i t t e k i n d floh jedoch nach 
Dänemark, um günstigere Zeiten abzuwarten. Karl zog alsdann nach 
Italien, wo er dem Papste im Kampfe gegen die Langobarden 
beiftand. 
Kaum aber hatte er den Sachsen den Rücken gewandt, da er¬ 
hoben sie sich unter ihrem zurückgekehrten Anführer zum Kampfe für 
die Freiheit ihres Landes. Schnell rückte Karl mit Heeresmacht heran, 
schlug die Sachsen zurück und gelangte bis Paderborn, wo er einen 
Reichstag (777) abhielt. Die Anführer der Sachsen erschienen und 
gelobten Unterwerfung und Treue. Wittekind hatte sich aber wiederum 
nicht eingefunden. 
Während der König einen Zug nach Spanien zur Bekämpfung 
der Mauren machte, brach Wittekind aus seinem Versteck an der Weser 
hervor, rief sein Volk abermals zum Freiheitskampf auf und verwüstete 
alles Land bis an den Rhein. Schnell eilte Karl herbei, schlug die 
Sachsen bei Bocholt in Westfalen und drang siegreich bis zur Elbe 
vor. Er hielt das Sachsenland für unterworfen, setzte fränkische Grafen 
ein und verlangte die Heerespflicht. Als er aber ein neues Heer zum 
Kampfe gegen die Sorben aufbot, wurden die Franken am Berge 
S ü n t e l von Wittekind überfallen und fast vollständig vernichtet. Karl 
ging jetzt mit schärferen Mitteln gegen die Sachsen vor und hielt zu 
Verden (spr. Fehrden) an der Aller (782) ein strenges Strafgericht 
ab; 4500 vornehme Sachsen soll er hier haben enthaupten lassen?) 
Die Sachsen erhoben sich noch einmal zum letzten Verzweiflungs¬ 
kampf. Bei Detmold kam es (783) zu einer fürchterlichen Schlacht, 
in der die Sachsen kaum standhielten; in einer zweiten Schlacht an der 
Hase bei Osnabrück wurden die Sachsen abermals vollständig geschla- 
*) Diese Sage ist wohl entstanden durch die fehlerhafte Abschrift eines 
Mönches: decollati sunt => sie wurden hingerichtet, statt delocati sunt = sie 
wurden angesiedelt [im Frankenreichel. Wahrscheinlich wurden nur einige ?ln» 
führet: hingerichtet.
	        
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