Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der Deutschen Geschichte

1. Kaiser Wilhelm I. 
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ihm bis an seinen Tod zur Seite (+ 1890). Sein einziger Sohn, von den 
Eltern gewöhnlich Fritz genannt, der Stolz und die Freude des preußischen und 
später des ganzen deutschen Volkes, war mit der Prinzessin Viktoria, der 
ältesten Tochter der Königin Viktoria von England, vermahlt. Vier Söhne und 
vier Töchter entsprossen dieser glücklichen Ehe. Von den Söhnen starben zwei 
vor dem Kaiser. Der älteste der beiden, die ihn überlebten, Prinz Wilhelm, 
unser' jetziger Kaiser, war der Liebling des Großvaters. Im Jahre 1881 ver¬ 
mählte sich der Prinz mit ber Prinzessin Augusta Viktoria von Schleswig* 
Holstein-Augustenburg. Als der alte Kaiser die Nachricht von der Geburt des 
ersten Urenkels, unseres jetzigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, erhielt, rief er 
voll Freude aus: „Hurra, vier Könige!" Des Kaisers einzige Tochter, die 
Großherzogin Luise von Baden, hing mit zärtlicher Liebe an ihrem Vater. 
Ihr Gemahl, der Großherzog Friedrich, war im Jahre 1870 derjenige unter 
den deutschen Fürsten, der mit feinem Schwager, dem Kronprinzen Friedrich 
Wilhelm, die Erneuerung der deutschen Kaiserwürde am eifrigsten betrieb. 
Vielleicht niemals hat ein Herrscher so viele Beweise der Ver¬ 
ehrung und Liebe erfahren als Kaiser Wilhelm I. Sie galten nicht 
nur dem thatkräftigen Begründer bes Deutschen Reiches und bem mächtigen 
Schirmherrn bes europäischen Friedens, fonbern auch bem edelsinnigen 
Fürsten, der für bas Wohl unb Wehe seiner Unterthanen ein warmes 
Herz hatte. Besonbers großartig waren die Kundgebungen bei dem 
siebzigjährigen (1877) unb achtzigjährigen Militärdienst-Jubiläum (1887), 
bei ber goldenen Hochzeit (1879) unb vor allem bet bem neunzigsten Ge¬ 
burtstage (22. März 1887), wo an die hundert Vertreter europäischer 
Höfe in Berlin weilten und aus allen Ländern Geschenke und Glückwünsche 
einliefen. 
Nur wenige Tage bauerte bie Krankheit, welche bas Enbe bes Kaisers 
herbeiführte. Am 9. März 1888, morgens um 1/29 Uhr, hauchte er ohne 
Tobeskampf feine Seele aus. Er starb als ein überzeugungstreuer 
Christ, der den Wahlspruch seines königlichen Bruders (S. 319) zu bem 
feinen gemacht unb es als feine Herrscherpflicht bezeichnet hatte, bafür zu 
orgen, „baß bem Volke die Religion erhalten werbe". Im Mausoleum 
zu Charlottenburg, an ber Seite feinet Eltern, würbe ihm bie letzte 
Ruhestätte bereitet. 
Die Trauer, welche sich beim Heimgänge bes Kaisers funbgab, 
war allgemein. „In allen Teilen Deutfchlanbs," so konnte Kaiser 
Friebrich in seinem Dankerlasse sagen, „in ganz Europa, selbst in fernen 
Weltteilen, wo nur beutsche Herzen schlagen, ist gewetteifert worden, dem 
teuren Entschlafenen die letzten Zeichen der Liebe unb Verehrung dar¬ 
zubringen." 
Mertens, Hilfsbuch d. deutschen Geschichte. III. 
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